
Artist | ELEMENT OF CRIME |
Title | Live im Tempodrom |
Homepage | ELEMENT OF CRIME |
Label | VERTIGO |
Leserbewertung |
Anlässlich der Veröffentlichung ihres 14. Studioalbums waren ELEMENT OF CRIME im vergangenen Frühjahr auf großer „Schafe, Monster und Mäuse“-Tour. Am 25.Mai endete diese Konzertreise im Berliner Tempodrom und die seit 1985 agierende Kapelle nutzte die Gelegenheit, ein Live-Album aufzunehmen, das jetzt das Licht der Plattenläden erblickt. Für Sven Regener (Gesang, Gitarre & Trompete), Jakob Ilja (Gitarre), David Young (Bass) und Richard Pappik (Schlagzeug) ist es die erste „professionelle“ Live-Aufnahme, nachdem das 1990er „Crime Pays“ ein Sammelsurium verschiedener Auftritte aus der frühen, noch englischsprachigen Phase der Band war und es sich bei den späteren digitalen „Bluebird Tapes“ um gewollt trashige Bootleg-Mitschnitte handelte.
Auf die Ohren gibt es tatsächlich echten EoC-Live-Genuss, denn die mehr als zwei Stunden Musik sind unbearbeitet und ungekürzt. Wer auf einem der Gigs war, wird sich bald wieder vor der Bühne wähnen und wer nicht bei einem der Konzerte war, wird sich sehr schnell fragen, wie er dieses Ereignis verpassen konnte. So wie der gebürtige Bremer Sven Regener immer einen gewissen bärbeißigen Charme ausstrahlt, ist „Live im Tempodrom“ ein Rohdiamant, der gut und gern auf den letzten Schliff verzichten könnte. Für diesen letzten Schliff sorgen jedoch die beiden Live-Musiker Rainer Theobald (Tenorsaxofon & Klarinette) und Ekki Busch am Akkordeon. Nicht vergessen wollen wir natürlich Svens Tochter Alexandra, die beim detailverliebten „Karin, Karin“ mit ans Mikro tritt.
Die Spanne der gespielten Lieder reicht von „Geh doch hin“ vom 1991er „Damals hinterm Mond“, über lang nicht mehr performte Songs wie „Wer ich wirklich bin“, der 1996 auf „Die schönen Rosen“ erschienen ist und Hits á la „Delmenhorst“ ( 2005 auf dem ersten Gold-Album „Mittelpunkt der Welt“ veröffentlicht) oder der Titeltrack des 2009er „Immer da wo du bist bin ich nie“, von dem u.a. auch das wunderbare „Am Ende denk ich immer nur an dich“ stammt. Bis zu den aktuellen Stücken der LP „Schafe, Monster und Mäuse“.
Hier die komplette Titelfolge der Doppel-CD (wahlweise auch als Dreifach-LP und als Bundle-Download zu haben):
- Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang
- Schafe, Monster und Mäuse
- Ein Brot und eine Tüte
- Deborah Müller
- Liebe ist kälter als der Tod
- Nur so
- Wer ich wirklich bin
- Immer noch Liebe in mir
- Gewitter
- Stein, Schere, Papier
- Bevor ich dich traf
- Im Prinzenbad allein
- Immer da wo du bist bin ich nie
- Robert Zimmermann
- Die Party am Schlesischen Tor
- Karin, Karin
- Am Ende denk ich immer nur an dich
- Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin
- Weißes Papier
- Delmenhorst
- Schwere See
- Geh doch hin
- Warte auf mich
- Draußen hinterm Fenster
- Lieblingsfarben und Tiere
ELEMENT OF CRIME zeigen sich auf der Höhe ihres Schaffens, der Sound ist rau und dabei betörend, da knarrt und quietscht, da singt und sägt, da donnert und säuselt es und jeder Song bekommt genau die Behandlung, die er verdient. Eine seltsame Spannung liegt in der Luft, die Auftritte von ELEMENT OF CRIME haben ja immer eine zugleich kompakte wie auch extrem fragile, transparente Anmutung, und man weiß nie, ist es der Text, ist es die Musik, die Performance, der Sound, die Melodien, das kollektive Publikumserlebnis oder was eigentlich, was einen so widerstandslos sich davontragen und dabei völlig vergessen lässt, dass morgen auch noch ein Tag und im Grunde immer Matthäi am Letzten ist. Ein Genuss, den man sich nicht entgehen lassen sollte und den es jetzt mit „Live im Tempodrom“ auch für zuhause gibt!
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