
Artist | ELIGOR |
Title | In Nomine |
Homepage | ELIGOR |
Label | EIGENPRODUKTION/ MKM PROMOTION |
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Der Pfad der gefrorenen Tränen. Im Februar 2000 gründen Jacopo Teodori und Alessandro Nesci eine Band, die in den nächsten drei Jahren das Zentrum ihres Lebens bilden wird. Teodori ist nicht nur ein begnadeter und findungsreicher Gitarist, sondern kennt sich auch mit Drumcomputern aus, so dass die beiden Freunde auch ohne fremde Hilfe direkt aus dem Proberaum ins Studio gehen können, wo sie noch im selben Jahr ihre ersten Songs aufnehmen. In dieser Zeit entstehen bereits Stücke, die später auf dem ersten Demo, „Southern Shadows“ erscheinen werden, auf dem bereits die emotionale Schizophrenie Alessandros spürbar wird: Einerseits gibt es auf „Lord of Fall and Slaughter“ eine feurige Absichtserklärung, das Projekt ohne Kompromisse voranzutreiben, andererseits ist das von Nesci allein verfasste „Frozen Tears“ eine musikalische Selbstkasteiung und lyrisch eine zur apokalyptischen Zukunftsvision umgedeutete dunkle persönliche Vorahnung: „The black rain continues to wet my corrosed body by pest“.
In den Monaten nach der Bandgründung nimmt die Uberzeugung, in dieser Konstellation Grosses erreichen zu können, weiter zu und man beschliesst, durch die Integration eines Schlagzeugers ELIGOR, was inzwischen der Name des Projekts geworden ist, auch live dem Publikum vorzustellen. Die Suche gestaltet sich schwerer, als man vermutet hatte. Als man sich endlich für Nicola Corriente entschieden hat, entschliesst sich dieser kurz danach, seinen eigenen Weg zu gehen. Dennoch ist er noch an dem besagten „Southern Shadows“ beteiligt, ebenso wie Bassist Fossimer, da die ersten Versuche von Alessandro und Teodori, die Stücke alleine auf Tape zu bannen, enttäuschend enden. Die neue Version des Demos hingegen ist gut genug, um es bei Konzerten und Plattenfirmen als Präsentationsgrundlage zu verwenden und das Feuer neugewonnenen Elans wird noch weiter gefacht, als mit Francesco Ziello endlich ein Percussionist gewonnen werden kann, der sich bedinglos für die Band einzusetzen verspricht. Zudem gelingt es ELIGOR, einen Auftritt in einem der grössten und besten Clubs Roms zu organisieren, dem Alpheus, einem 2000 Quadratmeter grossen Arenal aus Bars und Discos, in dem alle Musikrichtungen vertreten sind und sich jeden Freitag auch die Lesben- und Schwulenszene der Stadt trifft. Der 27. Oktober 2002, der Abend ihres Auftritts im Alpheus, wird zu einem Triumph für die Band, doch danach geraten die Dinge ins Stocken. Erst Anfang März des darauffolgenden Jahres findet der nächste Gig statt und er wird zu einer mittleren Katastrophe, auch bei dem kurz darauffolgende Konzert am 15. März gelingt es nicht, die Magie der Studioaufnahmen auf die Bühne zu transportieren. Zu diesem Zeitpunkt ist Alessandro bereits schwer krank und als Notnagel entscheidet man sich, schnellstmöglich einen Studiotermin für die Aufnahmen des ersten Albums auf die Beine zu stellen und einigt sich auf den 21. Mai. Im Repertoire haben die Jungs sieben wegweisende Kompositionen, düsterer Blackmetal im Mid-Tempobereich mit blitzenden Gitarren, schwelenden Keyboards und langen Instrumentalstrecken, die eine Stimmung beinahe unerträglicher Sehnsucht und Schwere evozieren. Die Texte sind zur einen Hälfte englisch und zur anderen auf Latein verfasst, eine Passage stammt aus der Feder des um das Jahr 0 geborenen Dichters und Ritters Tibull, welcher talentiert, doch desillusioniert in jungen Jahren starb. Am Abend des 20. Mai schickt Alessandro eine Mail an seine Freunde. Sie enthält Midifiles seiner Keyboardpassagen für alle Songs, die aufgenommen werden sollen. Am nächsten Tag wird er tot in seinem Zimmer gefunden.
Er hinterlässt weder Brief noch Erklärung, doch Teodori und der Rest ELIGORs sehen die verschickte Mail als eindeutige Botschaft an und als Ausdruck des Wunsches, die Stücke auf jeden Fall umzusetzen. Sie gehen ins Studio, übernehmen Nescis Beiträge ohne Anderungen und mischen das Album im Sommer ab. Es erhält den Titel „In Nomine“ und wird ihrem Freund Alessandro gewidmet. Die Frage nach dem Was-Hätte-Werden-Können ist keine neue, doch angesichts dieses zu einem Schlussstrich verkommenen Debüts eine besonders bittersüsse – es ist ein selbstgespieltes Requiem.
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