
Artist | ELLIE GOULDING |
Title | Lights |
Homepage | ELLIE GOULDING |
Label | POLYDOR/ UNIVERSAL |
Leserbewertung |
In England gibt es keine Nachwuchssorgen. Jedes Jahr werden neue mySpace und Do-it-yourself Mädchen in den Pophimmel gehievt. Wenn es gut läuft, verweilen sie dort einige Zeit, wenn nicht dann eben nicht. Was vor einigen Jahren mit LILY ALLEN und KATE NASH begann, seine Fortsetzung über AMY MACDONALD, FLORENCE WELSH fand, driftete 2009 in die Poplandschaft: LA ROUX und LITTLE BOOTS und der Begriff „one hit wonder“ wurde spürbar. Für dieses Jahr hat die BBC in ihrer Auswahl zum „Sound of 2010“ wiederum zwei Künstlerinnen in die Top drei gesetzt, die unterschiedlicher nicht sein können. Auf der einen Seite die dunkelhaarige MARINA, die mit starker Stimme und Klaviertönen an KATE BUSH erinnert, auf der anderen Seite die blonde, süße ELLIE GOULDING.
Mit 16 zog Ellie aus, raus aus Hereford, dem kleinen Ort an der englischen Westküste. Canterbury war das Ziel, hier studierte sie Politik und Theater, hier begann sie, ihr Leben in Gitarrenliedern zu vertonen. Die fertigen Stücke stellte sie ins Netz, in die üblichen Netzwerkportale. Den Rest kann man sich denken. Letzte Woche spielte Frau Goulding live im Ruhrgebiet. Der Jugendradiosender 1live veranstaltete „Eine Nacht in Essen“, und da durfte die Künstlerin natürlich nicht fehlen. Mit ihren drei juvenilen Begleitmusikern drückte sie enthusiastisch die Tasten, trommelte und spielte Gitarre. Das wirkt alles andere als Popdivaesk. ELLIE GOULDING, und da hängen wir wieder bei KATE, LILY und Co., will kein Industrieprodukt sein.
Auf „Lights“, ihrem just erschienen Debütalbum, dominiert der Charme der glitzernden Disco und Popwelt. Mit „Starry eyed“ hatte sie bereits eine wunderbare Single vorausgeschickt, die an leichter Tanzbarkeit kaum zu überbieten ist, auf dem 10 Songs umfassenden Album kann sie in weiten Teilen den Tanzstandard halten. ELLIE GOULDINGs Musik sei „eine Wohngemeinschaft aus KATE BUSH, BJÖRK und STEVIE NICKS – nur eine Spur ausgewogener“, schreibt die BBC. Nun, so ganz möchte ich das nicht teilen; STEVIE NICKS eventuell, KATE BUSH eher nein. Und BJÖRK, nun ja. Irgendwie passt ELLIE GOULDING hier nicht rein. ABBA, LYKKE LI, die skandinavische Popvariante stünde ihr besser zu Gesicht. Hier, wo der Pop aus dem Folk kommt, wo die Nähe auf Distanz geht. „Guns & Horses“ ist ein gutes Beispiel dafür, oder „I wish I stayed“. Folk, das mit sanften Tanzbeats unterlegt und aufgepumpt wird. So klingt der Titel nicht zu kantig, und somit leider auch nicht mutig. Und das ist vielleicht das große Manko von „Lights“. Viele gute Songideen werden einfach glattgebügelt, verharmlost im Streben nach Radiokompatibilität. „Your biggest Mistake“ klingt fürchterlich und hat alles von der Überraschtheit eines „Starry eyed“ verloren. Ähnliches gilt für „Hold my breath“. Es sind die Schlusslichter des Albums. Da gingen wohl ein wenig die Ideen aus.
So tummeln sich die besseren Stücke in der ersten Hälfte von „Lights“. „Guns & Horses“ als gutes Gegenstück zu „I wish I stayed“, die Single „Starry Eyed“, an die sowieso nicht viel herankommt in diesen Tagen, und „Under the sheets“, ihre erste Veröffentlichung überhaupt. Diese guten Momente zeigen, dass ELLIE GOULDING Talent besitzt. Mit ein wenig Geduld und in ein oder zwei Alben könnte sie es allen zeigen. Dranbleiben.
Hinterlassen Sie einen Kommentar.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.