
Artist | ENNO BUNGER |
Title | Flüssiges Glück |
Homepage | ENNO BUNGER |
Label | PIAS |
Leserbewertung |
ENNO BUNGER – wenn man sich nur ein wenig mit friesischen Namen auskennt, hat man eine Ahnung, in welchem Landstrich dieser Mann geboren sein könnte. Tatsächlich hat der Musiker vor bald 29 Jahren das Licht der Welt in Leer/Ostfriesland erblickt. Inzwischen ist der Mann in Hamburg zuhause und veröffentlicht mit „Flüssiges Glück“ seinen dritten Longplayer. Übrigens der erste, der ohne Bandbeteiligung entstanden ist. Neu sind die elektronischen Stilmittel: Es sind nicht mehr ausschließlich Folk, Pop und Indie, die den Sound bestimmen, sondern auch Electronica, Post Dubstep, behutsame Deep-House-Beats und Sprechgesänge.
Der fluffige Opener „Scheitern“ ist mit dezenter Elektronik und einem präsenten Piano noch ziemlich nah an dem dran, was man bislang von Herrn Bunger zu hören bekommen hat und auch die Single „Neonlicht“ ist eine melancholische Ode, wie es sie in ähnlicher Form auch in der Vergangenheit schon hätte geben können. Gleichwohl werden die elektronischen Versatzstücke immer deutlicher hörbarer und mit der bittersüßen Hymne „Hamburg“ setzt Enno seiner Wahlheimat ein musikalisches Denkmal, das nicht nur Rap sein eigen nennt, sondern nach verträumt-jazzigen Klavierakkorden eine Verwandlung in ein Post-Trance-Monster erfährt. Zehn Minuten dauert das Stück, da ist dann auch noch Zeit für peitschende Bassdrums und ein kleines Tänzchen. Sanftes elektronisches Geplucker eröffnet derweil „Zwei Streifen“, das sich mit hypnotischen Sounds ins Hirn fräst. Gleiches gilt für die muntere Liebeserklärung „Heimlich“, die gleichzeitig noch Herzen geht, bevor das rhythmusbetonte „Nichts immer alles jetzt“ Tempo macht und insbesondere durch den Text gefällt („Hauptberuflich bin ich Flausenleger…und sollten doch mal alle Stricke reißen, wird mich zumindest keiner erhängen.“). Wenig später hallt „Renn!“ düster aus den Boxen und erinnert mich ein bisschen an THOMAS D in seiner „Lektionen in Demut“-Phase. Mit minimalischem Sprechgesang rechnet ENNO BUNGER in „Wo bleiben die Beschwerden“ mit der Ignoranz der Gesellschaft ab, ehe „Am Ende des Tunnels“ das Piano in den Mittelpunkt rückt und zeigt, dass Bunger seine musikalischen Wurzeln keinesfalls vergessen hat. Schließlich kommen dazu noch Bläser, die dem finalen„Klumpen“ einen gewissen bombastischen Anstrich verleihen.
Erlaubt war bei den Arbeiten zu „Flüssiges Glück“, was gefällt, oder, wie Enno sagt, „was sich richtig anfühlte. Dass es sich dabei nicht mehr unbedingt um die bekannte Folk-Indie-Pop-Melange handelt, dürfte nicht allen Fans gefallen. Dennoch haben auch die neuen Soundzutaten und Electronica-Ausflüge ihre Berechtigung und wissen zu überzeugen. Wenngleich auch ich gestehen muss, dass ENNO BUNGER mir am besten gefällt, wenn er wie auf der Zielgeraden ein Klavier bearbeitet und zu schwermütigen Gedankenspielen einlädt.
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