
Artist | ERIC BURDON |
Title | ’Til Your River Runs Dry |
Homepage | ERIC BURDON |
Label | ABKCO |
Leserbewertung |
Die Diskografie auf ERIC BURDONs Webseite ist länger als mein Arm, auch ohne die säuberlich aufgelisteten Bootlegs. Was hat der Mann nicht schon alles gemacht, seit 1964 das erste Album der ANIMALS erschien, das ihm mit „House Of The Rising Sun“ einen Riesenhit bescherte, der ihm dann für den Rest seiner Karriere wie ein Mühlstein um den Hals hängen sollte. Ein paar Jahre später verfiel Burdon dem Hippie-Zauber von San Francisco, dann brachte er mit WAR eines der besten und düstersten Funk-Projekte seiner Zeit an den Start und tourte dann später unermüdlich mit verschiedenen Blues- und Rock-Projekten durch die ganze Welt, wenn er nicht gerade für irgendeine Rock-Dokumentation von den letzten Momenten im Leben von Jimi Hendrix erzählte.
Blues und Rock sind dann auch die Basis seines neusten Soloalbums „’Til Your River Runs Dry“. Eine solide Muckerplatte ohne große Überraschungen, sieht man mal davon ab, dass es schon erstaunlich ist, wie kraftvoll BURDON seine Songs interpretiert, und wie kantig und leidenschaftlich der große alte Mann Zeilen wie „I will not beg, I will demand!“ herausschleudert. Die Musik mag nach heutigen Maßstäben ziemlich gut abgehangen sein, aber BURDON ist, wenn man die Texte liest, ein unbequemer Geist geblieben, der sich nicht selbstzufrieden zurücklehnt, sondern der nicht aufgegeben hat, sich gegen Anpassung, Kriegstreiberei und Wegschaumentalität aufzulehnen. Dass sich inzwischen bei dem über Siebzigjährigen zunehmend Gedanken an die eigene Vergänglichkeit in die Texte mischen, gibt seinen Betrachtungen nur zusätzliche Tiefe. Wehmut klingt an, wenn er singt: „I’ve wasted my youth / Moving so fast / I missed middle age“, um aber zu dem Schluss zu kommen: „But I found out the truth“. Bei dem Biss, den BURDON noch unverkennbar in der Stimme hat, würde man sich allerdings wünschen, dass eines Tages ein Rick Rubin mit ihm American Recordings macht und aus ihm herausholt, was hier die spanischen Klimpergitarren und die leider doch ziemlich schnarchigen Bluessoli viel zu sehr zudecken.
Klar, mit Hymnen an Bo Diddley bedient BURDON die Fans, die mit ihm alt geworden sind, und auch das hat seine Berechtigung („Bo Diddley Special“ ist außerdem schon allein wegen der Retro-Schweineorgel auch so eine gute Nummer), und „’til Your River Runs Dry“ ist kein Ausverkauf an den Radiomainstream, wie ihn sein alter Weggefährte Joe Cocker betrieben hat. Gerade bei Songs wie „Old Habits Die Hard“, bei dem BURDON stimmlich richtig aufdreht, oder bei dem gospelangehauchten Sprechgesang von „River Is Rising“ wird man den Verdacht nicht los, dass da eigentlich eine ziemlich coole Sau am Mikrofon steht, die auch den nachfolgenden Generationen was zu sagen haben könnte.
Vielleicht lässt er die ja noch mal irgendwann raus. Bis dahin gebührt BURDON zumindest Respekt für solides, gefühlvolles und ehrliches Handwerk. Rock on, Eric.
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