
Artist | EVERLAUNCH |
Title | Number One |
Homepage | EVERLAUNCH |
Label | ME.INYOU |
Leserbewertung |
Wer schon mal beim Hurricane war, kennt wahrscheinlich auch das benachbarte Rotenburg an der Wümme. Dort sind die fünf Herrschaften von EVERLAUNCH zuhause und waren selbst beim Hurricane – und zwar vor und auf der Bühne! Die Band gibt es bereits seit 1999 und nach den Anfängen als Schülerkapelle, die ihren ersten Gig vor 500 Mitschülern in der Aula des örtlichen Ratsgymnasiums hatte, blicken Patrick, Todde, Andi, Sönke und Sebastian inzwischen auf 350 Konzerte zurück – neben Supports für BLACKMAIL, HARD-FI, LOUIS IV und GLASVEGAS, haben die Niedersachsen dabei auch vor 8.000 Zuschauern für OASIS eröffnet. Inzwischen steht das zweite „offizielle“ Album namens „Number One“ in den Startlöchern, das es an dieser Stelle zu begutachten gilt. Weshalb die ersten DIY-Scheiben unter den Teppich gekehrt werden, entzieht sich meiner Kenntnis; die amtliche Diskografie beginnt jedenfalls erst mit dem 2009er „Suburban Grace“, dem sich jetzt ganz selbstbewusst eine „Number-One“-Langrille anschließt.
Ganz so hoch werden die 15 Songs wohl kaum in den Charts einsteigen, was schlicht und ergreifend daran liegt, dass einer kleinen Indie-Band wir EVERLAUNCH die notwendige Promo-Maschinerie fehlt, um in ausreichendem Maße die Werbetrommel zu rühren. Musikalisch kann der Fünfer mit seinem treibenden Pop-Rock irgendwo zwischen PLACEBO, OASIS und COLDPLAY durchaus punkten. Da treffen beispielsweise beim Opener „World On Fire“ hochenergetische Synthies auf krachende Langäxte und ein wummerndes Schlagzeug, während das folgende „Hurricane“ von Pianoakkorden eröffnet wird. Temporeich kriecht „Get Into Panic“ in Ohr und Bein, bevor „Fray Your Senses“ leise Töne anschlägt (wie auch „Hurricane“ auf der Full Length außerdem noch als Radio Edit vertreten). „Speed of Light“ ist keinesfalls ein Cover des gleichnamigen COLDPLAY-Tracks, sondern eine gefühlvolle selbstgezimmerte Nummer aus dem Hause EVERLAUNCH und auch mit „Broken Dreams“ und „Do You Remember (1997)“ geht es emotional weiter, ehe „(You And Your) Big Mouth“ und „Old Way Wrong“ wieder krachenden Rock zum Besten geben. „Hey, Are You Okay (Interlude)“ startet mit ruhigen Klängen, baut im Mittelteil Spannung auf und endet schließlich mit einer zarten Klavier- und Streichereinlage, um bei „Masquerade“ ordentlich auf den Putz beziehungsweise das Drumkit zu hauen. Derweil stehen bei „Hometown“ wieder herzerweichende Melodien im Fokus, die auch beim Titelsong „Number One“ nicht unbeachtet bleiben. Mit dieser Nummer ist dann auch endgültig klar, dass es beim Albumtitel gar nicht um das Erklimmen Charts-Spitze geht (wo sich EVERLAUNCH sicher trotzdem gern sähen), sondern vielmehr um das Thema Nummer 1: die Liebe.
„Number One“ bringt alles mit, um auch einem größeren Publikum jenseits der Indie-Nische zu gefallen. Die Songs sind zudem radiotauglich, ohne zu glatt zu sein, jedoch fehlt es einfach an herausragendem Material, das länger in Erinnerung bleibt. Fazit: solides Handwerk mit viel Herzblut und hörenswertem Output, aber eben nicht der ganz große Wurf, auf den die Musikwelt ungeduldig gewartet hat.
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