
Artist | FAUN |
Title | Luna – Live And Acoustic In Berlin |
Homepage | FAUN |
Label | UNIVERSAL |
Leserbewertung |
Niemand von uns möchte wohl ernsthaft im Mittelalter leben – auch nicht als Burgfräulein oder edler Ritter. Trotzdem erfreut sich diese Epoche großer Beliebtheit, zumindest in der Form von Mittelaltermärkten und der Musik, die bei diesen Gelegenheiten zu Gehör kommt. Auch FAUN aus Gräfeling bei München passen mit dem Pagan-Folk, den sie bereits seit 1999 in wechselnder Besetzung machen, auf jede Mittelalter-Bühne, waren mit ihren Songs aber auch schon bei Carmen Nebel zu Gast und wollen Deutschland demnächst beim ESC in Österreich vertreten, bevor es erneut auf große Konzertreise geht. Vorher erscheint allerdings noch „Luna – Live And Acoustic In Berlin“. „Luna“ ist auch der Name des letzten Studioalbums, das im vergangenen September erschienen ist, bis auf Platz 4 der Charts kletterte und sich konzeptionell mit der antiken Mondgöttin Luna und dem mystischen Himmelsgestirn auseinandersetzt. Daraus eine akustische Live-Session zu entwickeln, ist geradezu zwingend für eine Kapelle, die es liebt, auf der Bühne zu stehen und altertümliche Instrumente wie Drehleier, Dudelsack, Laute, Harfe, Whistles, Bouzouki, Nyckelharpa, Cister, Seljefloit, Dombra, Rebap, Riq, Darabukka, Hackbrett oder auch Bendir verwendet.
Am 15. Dezember 2014 war es dann so weit. In den heiligen Hallen des Funkhauses Berlin wurde inmitten von 50 Fans der akustische Teil der neuen „Luna“-Edition live eingespielt. In dieser intimen Atmosphäre wurden drei „Luna“-Stücke, drei alte FAUN-Lieder „Des Wassermanns Weib“ und „König von Thule“ (von der ersten, 2002 veröffentlichten FAUN-CD „Zaubersprüche“), der Song „Polska fran Larsson“ vom Longplayer „Eden“ aus 2011 sowie eine ganz neue Nummer, der traditionelle norwegische Tanz „Halling“, aufgenommen. Alle Tracks wurden dabei akustisch und ohne doppelten Boden aufgezeichnet. Außer einem Wald von Mikrophonen, der um die Band errichtet wurde, gab es keine technischen Hilfsmittel. Virtuosität und spielerische Qualität standen im Vordergrund dieser einzigartigen Aufnahmen. Neben den akustischen Werken sind auf „LUNA – Live und Acoustic in Berlin“ auch noch die beiden „LUNA“-Songs „Hörst du die Trommeln“ und „Abschied“ in neuen Versionen zu hören. Die Lieder wurden speziell für den ESC-Auftritt am 05.03.2015 noch einmal komplett überarbeitet. „Hörst du die Trommeln“ besticht dabei durch archaisch aufregende Trommeln, mittelalterliche Instrumente wie Drehleier, Dudelsack und Flöte sowie dem eindringlichen Gesang Oliver s. Tyrs. Das Lied fordert auf, in einer von der materiellen Ratio bestimmten Welt, dieser inneren Trommel zu folgen. Die neue Fassung des magischen Titels setzt gekonnt neue Akzente, ohne die mystisch-trancige Gesamtwirkung des Songs zu ändern.
FAUN waren anfangs selbst überrascht, wie wunderbar sich viele der Lieder in dieser schlanken Instrumentierung ohne Computer und Synthesizer anhörten, in der oftmals die Quintessenz stärker zum Vorschein kommt, eine einzelne Stimme und der Text in den Vordergrund gerückt werden und die Songs ganz neue Reize und Stärken entwickeln können. So wurde aus der Akustik-Idee, die anfangs nicht viel mehr als eine spontane Eingebung war, schließlich „Luna – Live And Acoustic In Berlin“. Drehleierspezialist Stephan Groth: „Wir können ja mit den akustischen Instrumenten nahezu überall spielen. Wir brauchen keinen Strom, nur einen Raum mit guter Akustik.“ Der wurde schnell gefunden und die Dinge nahmen ihren guten Lauf. Jetzt dürfen sich die FAUN-Fans über einen neuen Silberling freuen, der im Übrigen als aufwändig gestaltete Doppel-CD mitsamt den zwölf Original-Luna-Songs erscheint. Für die kommende Tour versprechen die Musiker ein zauberhaftes Bühnenspektakel – ein Live-Event mit Artisten, Tänzern und weiteren Gästen. Mystisch – magisch – märchenhaft. Von reduzierten Mitteln ist man da wohl weit entfernt, aber es kommt halt auf den richtigen Mix an und dafür haben FAUN definitiv ein Händchen.
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