
Artist | FIVE FINGER DEATH PUNCH |
Title | American Capitalist |
Homepage | FIVE FINGER DEATH PUNCH |
Label | SPINEFARM |
Leserbewertung |
„Yeah, war is the answer – like I told you before. You’re a coward with no power, just a stain on the floor. If you’re a man be a man, Stop running your lips… Round three: No mercy – It’s the way of the fist!“ Mit (unter anderem) diesen Worten begrüßen uns FIVE FINGER DEATH PUNCH auf ihrem neuen Silberling gleich schon beim Opener und Titelsong „American Capitalist“. Aufmerksamen Lesern und Hörern wird natürlich aufgefallen sein, dass die Kalifornier in dieser Strophe geschickt die Brücke von den Vorgänger-Alben „The Way Of The Fist“ und „War is the answer“ zum nunmehr dritten Streich schlagen, mit dem man seinen beachtlichen Siegeszug durch die Musikwelt weiter fortführen will. Auszeichnungen, Lobeshymnen der Kritiker und obere Chartplatzierungen sackte man verdienter Maßen als Lohn ein, so dass neben all der Vorfreude erneut die Befürchtung im Raum stand, das Quintett würde nun vielleicht erst recht den Kommerz ansteuern wollen – und das, obwohl es bisher ja schon lief wie am Schnürchen.
Doch erneut ballern einem 5FDP derlei Gedankengut mit dem bereits angesprochenen Opener
direkt wieder aus dem Hirn. Wie bereits bei Album 1 und 2 bläst einem das Eröffnungsstück fast schon typisch wuchtig aus den Boxen entgegen, als wüsste man um die Besorgnis der Fans, die man so von Anfang an erfolgreich beruhigt. Gitarren- und Bassgeschrubbel, fixes Schlagzeug und nicht zuletzt extremst angepisste Shouts im Wechsel mit dem herrlichen Cleanvocals von Ausnahme-Könner Ivan Moody lassen das Herz eines jeden „Knuckelheads“ höher schlagen. Es folgt mit der ersten Single-Auskopplung „Under and over it“ ein wahres Groove-Monster, das sogleich dann auch zum ersten Highlight der Scheibe avanciert. Wütend geschriene Strophen mit prägnanten Lyrics werden im Refrain von einem (passend zur Thematik) gewollt kitschigem Poprefrain abgelöst, während der eingängige Rhythmus im weiteren Verlauf noch von einem netten Gitarrensolo ergänzt wird. In gleicher Liga spielt das rasant-rockige „Back for more“, das es nicht umsonst auf den Soundtrack des Videospiels „Madden NFL 12“ geschafft hat. Die Nummer reißt Einen von 0 auf 100 mit, Melodie und Dichte sorgen für einen fulminanten musikalischen Touchdown. Doch natürlich kommt man auch um die ruhigeren Titel nicht herum, vor allem wenn man einen Sänger wie Herrn Moody in seinen Reihen hat. Und so hat man mit „Coming Down“ und vor allem mit „Remember Everything“ zwei nahezu klassische Balladen mit im Gepäck, die Ivan mit seiner Stimme mal wieder zu großem Kino veredelt. Das man es aber nach wie vor auch bitterböse kann beweist man dann mit „100 ways to hate“: Zügig und aggressiv stampft man sich durch die Strophen, legt dann vor dem Chorus allerdings eine grandiose bedrohliche Pause mit Sprachgesang ein, ehe man dann seinem Frust freien Lauf lässt. Eine Komposition, die man vom Fünfer so in der Art noch nicht so oft gehört hat. Und genau das ist nun das Stichwort.
Was man nämlich während der gut 40 Minuten Gesamtspielzeit zu hören bekommt, sind elf nahezu identisch durchstrukturierte Klangwerke, die nur wenige Überraschungen im Songwriting aufbieten. Dass 5FDP sich gerne an das Strophe-Refrain-Strophe-Schema halten, ist nun kein Geheimnis, doch dass trotz talentierter Musiker wie Bathory und Hook mit einem gelegentlichen Solo dann das maximale an Kreativität bei der Gitarrenarbeit erreicht ist, darf einfach nicht sein. Man hat sich zwar nie gegenseitig Riffs und Leads um die Ohren geschossen, doch bei dem hier gebotenem Liedgut hat man die Saitenarbeit auf ein derartiges Minimum beschränkt, dass man sich fragen muss, wo der künstlerische Anspruch eines Jason Hook und eines Zoltan Bathory geblieben ist und inwieweit der neue Bassist Chris Kael überhaupt Einfluss nehmen konnte/ durfte. Bestes Beispiel ist hierfür wohl „Menace“, das einfach trotz an sich ordentlicher Produktion nur rumplig, unmelodiös und bassüberladen aus den Boxen quillt und bis auf ein Solo so gar keinen Hörspass verbreitet. Mit Abstand der bisher schwächste Song in der Bandgeschichte des Fünfers. Davon abgesehen ist man scheinbar stets bemüht, den Hörer mit seinen Kompositionen nicht zu überfordern. Simplicitas delectat, Einfachheit erfreut – doch eben nur zu einem gewissen Teil. Immerhin in Form zeigen sich der aus allen Rohren feuernde Drummer Jeremy Spencer und natürlich Sänger Ivan Moody, der zwar nicht ganz sein enormes Potential ausschöpft, seine tollen Lyrics aber gewohnt klasse, emotional und leidenschaftlich umsetzt. Ganz groß, dieser Mann!
So ist „American Capitalist“ dann eben doch noch ein Album geworden, dass seine Klientel mehr als gut bedient. Mit „Under and over it“, „Back for more“, „The Pride“ und „100 ways to hate“ hat man absolute Granaten in der Tracklist, während die übrigen Titel (mit Ausnahme des erwähnten „Menace“) durchaus ordentlich ausfallen. Nur überrascht wird man eben nicht. Dies muss nicht pauschal schlecht sein, zumal die „Cowboys from Hell dieses Millenniums“ sich selbst so ja auch absolut treu und ihren Fans nichts schuldig bleiben. Es geht allerdings so etwas die Frische und Energie der Truppe verloren, was zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch zu verkraften ist, beim nächsten Album allerdings ins Auge gehen kann, sollte man dann nicht entsprechend dagegen arbeiten. Bis dahin allerdings überlassen uns FIVE FINGER DEATH PUNCH ein alles in allem ordentliches Album, das für Fans einen absoluter Pflichtkauf darstellt und live reichlich Zündstoff verspricht.
Hinterlassen Sie einen Kommentar.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.