
Artist | FLORIAN GREY |
Title | Gone |
Homepage | FLORIAN GREY |
Label | ECHOZONE |
Leserbewertung |
Mit „Gone“ macht ein neues Gesicht im Dark Rock auf sich aufmerksam: Der Sänger Florian Grey debütierte zwar schon vor einigen Jahren als Frontmann der Darmstädter Band EVES END, geht aber seit geraumer Zeit eigene Wege. Bühnenerfahrung holte er sich vor allem als Support finnischer Bands, und tatsächlich merkt man seinem Sound auch eine deutliche Verwandtschaft zum nordischen Düstersound an: Auf „Gone“ regieren dunkle Melancholie, hymnische Gitarren und ein Hauch elektronischer Härte.
Für eben diese Härte, aber auch für den insgesamt sehr überzeugenden, professionellen Sound sorgte unter anderem Chris Harms, Mastermind von LORD OF THE LOST, mit denen Florian jüngst auf Tour unterwegs war, und der für den Mix von „Gone“ verantwortlich zeichnet. Allerdings ist das nur eine von vielen Facetten dieses Debüts – die stilistische Palette reicht von ruppigen Metal-Hymnen wie dem Opener „My Fear“ über Pianoballaden bis zu Dreiminuten-Epen oder dunklen Popsongs. „Laudanum“ und „Demons“ gönnen sich Gitarrensounds, die fast in Richtung Progrock gehen, während „Strange Ways“ zwischen elektronischen Soundexperimenten und einem extrem radiotauglichen Refrain wechselt.
Dass „Gone“ bei aller Vielseitigkeit die düsterrockige Komfortzone selten verlässt, liegt vor allem an den Texten. Die Songs handeln vom Ende der Liebe, von Dämonen, Sehnsucht, Leid und Tod; von dem, was wäre, wenn man die letzten Seiten seines eigenen Lebensbuches lesen könnte. Das wärmt sicher jedes schwarze Herz, setzt bei den Themen aber kaum neue Impulse. Umso erfreulicher, dass sich FLORIAN GREY bei den Arrangements mutiger zeigt und gerade in seiner stimmlichen Bandbreite erkennen lässt, dass ihm das genretypische Spannungsfeld zwischen bedrohlichem Flüstern und schmelzender, dunkler Romantik bei weitem nicht genügt; er bindet souverän poppige Falsettwechsel ein und beherrscht den Farbwechsel von hell auf dunkel perfekt. Und auch der aufwändige Aufbau einiger Songs lässt beachtliches Potenzial erahnen – beispielsweise das epische „Once“, das beinahe barocke Streicher mit kühler Percussion und enorm kraftvollem Gesang verknüpft. Sehr schön gelungen ist dabei das eher minimalistisch gehaltene Titelstück, das über weite Strecken allein mit Klavier und Stimme auskommt und eine beeindruckend beklemmende Atmosphäre heraufbeschwört.
FLORIAN GREY erweist sich in jeder Sekunde als souveräner, vielseitiger Sänger, der mit seiner Präsenz absolut überzeugt, und das macht „Gone“ letztlich zu seinem sehr beachtlichen, äußerst respektablen Debüt, das allen Freunden gepflegter Düsternis durchaus ans Herz gelegt sei. Letztlich kann man ja doch nicht genug Lieder über Dämonen, Sehnsucht, Leid und Tod haben.
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