
Artist | FRISKA VILJOR |
Title | Bravo! |
Homepage | FRISKA VILJOR |
Label | DEVIL DUCK |
Leserbewertung |
Manchmal haben Trennungen ja auch was Gutes. Mal sind sie einfach erlösend und gelegentlich setzen sie ungeahnte kreative Potenziale frei. So geschehen bei FRISKA VILJOR im Januar vor zwei Jahren. Genauer gesagt bei Daniel Johansson und Joakim Sveningsson, die im Laufe gemeinsamer Sauftouren, während deren die beiden Verlassenen ihrer Liebeskummer ertränken wollten, in einem Aufnahmestudio landeten und im besoffenen Kopp genügend Material für ein ganzes Album eingespielt haben. Die beiden Schweden waren vom Ergebnis so begeistert, dass sie beschlossen, nie wieder nüchtern Songs zu schreiben und eine Band zu gründen. FRISKA VILJOR war mit Unterstützung von Maria Lindén, Matthias Areskog, Markus Bergqvist und Ludvig Rylander geboren!
Ein Jahr ist es jetzt her, dass die Single „Gold“ in der Heimat erschien, bis auf Platz 11 der schwedischen Charts kletterte und das Debütalbum es immerhin bis auf 38 schaffte. Inzwischen haben FRISKA VILJOR sowohl als Konserve als auch live Deutschland erreicht, nachdem die beiden Bandleader im vergangenen Jahr auch schon einen spontanen Gig in einem Hamburger Plattenladen gegeben hatten. Musikalisch bewegen die Nordlichter sich im klassischen Indie-Bereich, angereichert mit einer sehr melancholischen Note und einem starken Polka-Einfluss. Der Opener „Shotgun Sister“ ist einer der ruhigen, etwas traurigen Songs, der durch gemeinsamen Falsettgesang, Akustik-Gitarre und Orgelspiel beherrscht wird. Die Single-Auskopplung „Gold“ gibt sich da deutlich kämpferischer und rockiger – perfekt zum Abtanzen! Der Chorgesang kommt auch beim hymnischen „Four Points“ zum Tragen, genauso wie des Sängers Banjo-Spiel. Bei „Oh Oh“ tritt dann ansatzweise besagte Polka mit ins Spiel. Wieder sehr tanzbar, während „I Gave My Life“ fast russisch anmutende Schwermütigkeit vermittelt. Sehr bassbetont startet „Friskashuffle“, um dann die Trompete rauszuholen. Partiell hat der Song was von den DOORS, sozusagen die skandinavische Variante, die auch bei „Puppet Cabaret“ hinsichtlich der Orgelklänge durchblitzt. Ansonsten wird hier mal richtig Tempo gemacht, einer meiner Favoriten. Auch „We Are Happy Now (Lalala)“ gibt Gas und gefällt mit einem eingängigen Rhythmus, bevor es mit „Goldfish“ wieder getragener wird. Wir dürfen schließlich auch nicht vergessen, dass zwei zerbrochene Liebesbeziehungen Pate standen für diese Platte. Mit „Monday“ beweisen FRISKA VILJOR jedoch, dass sie sich von solchen Widrigkeiten nicht unterkriegen lassen und machen richtig Druck, dann beendet „Tell Me“ die alkoholgeschwängerte Studiosession auf unterhaltsame und beschwingte Weise.
So bewahrheitet sich mal wieder der kluge Spruch, dass in jedem Schicksalsschlag auch eine Chance steckt. In diesem speziellen Fall wurde die Chance bestens genutzt und vorhandene Emotionen in einem abwechslungsreichen Album verarbeitet. Hoffen wir, dass für zukünftige Songs keine ähnlichen Anstöße von Nöten sind. Vielleicht sollte der Gedanke, nur alkoholisiert Lieder zu machen, noch mal überdacht werden. Erstens ist der Fusel in Schweden extrem teuer und zweitens sollte auch ein Rock ’N’ Roller an seine Gesundheit denken, oder?
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