
Artist | FROM KID |
Title | You Can Have All The Wonders |
Homepage | FROM KID |
Label | SONIC SERVICE |
Leserbewertung |
Pop is the new Indie: FROM KID sind ein gutes Beispiel dafür, dass unsere alten musikalische Schubladen im Jahr 2015 nicht mehr so richtig anwendbar sind. Zumindest, wenn es um die Begriffe „Indie“ und „Mainstream“ geht, bewegen wir uns allzu häufig in Kategorien, die wie Relikte aus längst vergangenen Zeiten erscheinen. Wir leben in einer verwirrenden Zeit, Zeit für klare Statements. Noch vor gut zehn Jahren haben beispielsweise ATHLETE mit „Vehicles & Animals“ ein sehr ähnliches Debütalbum veröffentlicht, auf dem sich die Band aber noch nicht so richtig traute, sich unbeschwert in die Arme des Akustikpop zu werfen. Immer wieder brachten sie ihre eigenen, simplen Songstrukturen durch Indietronika und anderes schräges Geplucker ins Wanken und retteten sich damit ans kredibile Indie-Ufer.
Im Jahr 2015 hat die schweizerische Band FROM KID diese Art von Zurückhaltung überhaupt nicht mehr nötig, auch wenn ihr Stück „This Is All“ schon sehr nach dem Geplucker von damals klingt. Mittlerweile dürfen Künstler wie RIHANNA, MUMFORD & SONS und ALT-J in einem Atemzug genannt werden, ohne dass man sich ein missbilligendes Kopfschütteln einfängt. So genannte „guilty pleasures“ sterben aus – man muss sich nicht mehr ernsthaft für vermeintlich peinliche Vorlieben schämen. Entsprechend muss auch kein Pop-Appeal mehr getarnt werden. Lasst den Emotionskitsch in Strömen fließen!
„You Can Have All The Wonders“ enthält all diese Gelassenheit. Es ist ein unkompliziert nachdenkliches und gleichzeitig befreiend sentimentales Album, das genau zum richtigen Zeitpunkt erscheint. Kurz innehalten nach einem verworrenen Jahr 2014 und mit diesen zwölf Songs im Rücken alles besser machen. Dem Duo gelingt es mit seinem Debütalbum einen glasklaren Gegenentwurf zur Alltagshektik zu schaffen und dabei über 40 Minuten lang eine Ausgewogenheit aus massenkonsumierbarer Radiopop-Ware und individuell berührender Tiefe beizubehalten. Beides ist zu jeder Zeit möglich. FROM KID befolgen dabei natürlich den Gesetzen der aktuellen Mode: Achtziger-Hall, Reduktion und organische Wärme wechseln sich ab, ergänzen sich und bilden eine Traumwelt, in die man sich immer wieder gerne zurückzieht. Dazu addieren die beiden Künstler Unmengen an Melodien. Mehr Schönklang gibt der Konsens nicht her.
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