
Artist | GOATVARGR |
Title | s/t |
Homepage | GOATVARGR |
Label | COLD SPRING |
Leserbewertung |
Man hat den Stift schon gespitzt und sich Sätze wie diesen zurechtgelegt: „GOATVARGR eröffnet den Kampf um das brutalste, lauteste, krasseste und ekelerregendste Album des Jahres- eine kompromisslose Soundschlacht aus purem Krach und völlig verzerrten Samples“. Nach dem Hören jedoch wird klar: Hier steckt viel mehr dahinter.
Immerhin handelt es sich dabei auch nicht um blutige Anfänger, sondern um die Zusammenarbeit des eher in Insiderkreisen zu Anerkennung gelangten GOAT mit dem schwedischen Irrwisch NORDVARGR, einer anerkannten Szenegröße und kreativer Kopf von Projekten wie MZ 412 und FOLKSTORM. Es ist der nordische Teil des Projekts, der aufhorchen lässt, denn trotz der traditionell-industriellen Note, die praktisch jeder NORDVARGR Veröffentlichung anhaftete, meinte man noch aus dem härtesten Track eine Tiefe und Seele herauszuhören, die in dieser Branche unüblich, ja geradezu verpönt ist. Nach jahrelangem Frickeln im tiefsten Untergrund folgte vor zwei Jahren der Ritterschlag mit dem auf cold spring records erschienenen„partikel“, einem ebenso radikalen und visionären, wie über weite Strecken praktisch unhörbaren Schlagabtausch mit Noise-Gott MERZBOW. Auf demselben Label folgt nun GOATVARGR, eine musikalische Verbeugung vor der verstorbenen BATHORY-Personalunion Quorthon. Doch obwohl mit Sicherheit exzessiv in Richtung Hölle tiefer gestimmte Gitarren eine wesentliche Klangquelle waren, gibt es hier weder Black Metal, noch satanisches Keifen. Stattdessen donnert schon in den ersten beiden Stücken die von Distortion-Salven malträtierte Bass Drum monoton vor sich hin, während unheiliges Fiepsen und zerhackselte Feedback-Melodien den Groove durchsetzen. Ein Klirren wie von tausend gewetzten Messern, ein Bratzen wie ein Starkstromgenerator in den Geburtswehen und seltsam verformte Stimmen aus dem Säurebad melden sich in unregelmäßigen Abständen, erscheinen wie eine Fata Morgana auf dem flimmernden Sand einer pechschwarzen Wüste. Doch haftet einem unmenschlichen Monster wie „Fir“ noch etwas Majestätisches und Erhabenes an – eine seltene, doch umso begeisterndere Eigenschaft großer Industrialplatten. An anderer Stelle wird weit ungezügelter und scheinbar chaotischer zu Werke gegangen, doch sogar die reine Krachorgie „Beyond the Quorthonian Realms“ beginnt mit einem astral gleißenden Klangteppich.
GOATVARGR gewinnt mit jedem Durchlauf an Kraft, auch wenn ich mir gut vorstellen kann, dass es für die meisten Hörer nicht mal zu einem einzigen reichen wird. Dafür ist die Scheibe dann nämlich doch zu extrem und wahnsinnig, als dass sie nun auch dem durchschnittlichen Dark Ambient Liebhaber gefallen wird. Aber einfach nur das brutalste, lauteste, krasseste und ekelerregendste Album des Jahres ist es bei weitem nicht geworden.
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