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GRANTIG - Medizin

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Artist GRANTIG
Title Medizin
Homepage GRANTIG
Label DRAKKAR
Leserbewertung
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6.4/10 (5 Bewertungen)

2008 erscheint eine Band auf der Bildfläche, die versucht, die deutschsprachige Metal-Szene zu revolutionieren. Die Rede ist von der vierköpfigen Combo GRANTIG, die ihre Wurzeln im Süden der Republik und ihr Erstlingswerk, „So muss es sein“ im Gepäck hat. Nunmehr erscheint ihre zweite Platte, die den einfach zu merkenden Titel „Medizin“ trägt. Wurde GRANTIG zu Zeiten des Debüts noch eine gewisse Ähnlichkeit mit PANTERA oder DOWN nachgesagt, hat man das Image nun abgelegt und pflegt einen eigenen Stil zu zelebrieren. Umso mehr bin ich darüber erpicht, das knapp 45 minütige Werk in den Händen zu halten und es durch meinen CD Player zu jagen.

Startet „Medizin“ noch mit eher ruhigen Klängen im gleichnamigen Opener und somit auch Titeltrack, wird man schnell eines Besseren belehrt. Balladeske Gitarren werden abgelöst durch düsteres Riffing, über das die eher melancholische Stimme Jonis erklingt, der über das Konstrukt „Wut als Medizin“ philosophiert. Man hört sich ein wenig nach MACHINE HEAD zu „Through the Ashes of Empires“ Zeiten an, natürlich mit dem Unterschied, dass man deutschsprachige Vocals verwendet. Man geht herrlich thrashig weiter voran und verleiht dem ganzen – wie in den folgenden „Dein Paradies“ und „24 Jahre“ – eine Lyrik, die direkt und ohne etwas schön zu reden mit kratziger Stimme á la James Hetfield (METALLICA), herausgesungen wird. „Warum geht es mir so dreckig“ beginnt mit einem schleppenden Midtempo Riff, das nach kurzer Zeit aber wieder das altbekannte Tempo aufnimmt. Im Mittelteil wirf Joni genau die Fragen auf, die wir uns alle über kurz oder lang schon einmal gestellt haben „Soll ich morgen abhauen? Gehen, wohin ich will? Soll ich mir Papiere holen?“ – und so weiter. Gegen Ende wird wieder der Anfangspart aufgegriffen, wodurch eine depressive Stimmung entsteht, die in dem Fall allerdings nicht negativ anzukreiden ist, da man gerade in diesem Track hört, was GRANTIG alles auf dem Kasten haben, so dass man nicht gänzlich in die Schublade „Thrash Metal“ gesteckt werden kann. Die Melancholie wird bei „11 Minuten“ weitergeführt, das sich als waschechte Ballade entpuppt. Bis auf Bridge und Refrain beschränkt man sich auf sanftere Gitarrenklänge und wirklich sauber vorgetragene Gesangspassagen. „Guten Appetit“ dagegen ist wieder eine Uptempo Nummer, gefolgt von „Du bist nicht allein“, das sich für mich nach einer deutschen Version von TRIVIUMs „Dying in your arms“ anhört. „Du bist nicht allein“ hat all das, was eine Hymne ausmacht. Ein angenehmes Tempo und mit „Du bist nicht allein, glaub den Lügen nicht!“ auch einen Refrain, bei dem jeder, egal wie betrunken er auch sein mag, mit einstimmen kann. „Wie fühlt sich das an“, „Nur für dich“ und „Zwiespalt“ gehören dann wieder zu der Kategorie Lieder, die nahtlos an die ersten paar Tracks anknüpfen können. Thrashige Gitarren, Double Bass Attacken vom feinsten und ein Bass, der bei zu lautem Musikgenuss das Trommelfell zum Bersten bringen kann. Als vorletzte Nummer geht „Die letzte Stadt“ an den Start, das wohl temporeichste Lied des Silberlings aus dem Hause GRANTIG. Doch selbst bei Speed Metal Riffs steht die Melodie noch immer im Vordergrund. Zu „Die letzte Stadt“ kann man nicht wirklich viel sagen; Es ist einfach schnell, hammerhart und doch melodisch. Kommen wir zum letzten Track auf „Medizin“, der passend „Auf Wiedersehen“ betitelt wurde. Akustische Gitarren grooven durch den Song. Experimentell aber auf jeden Fall sehr schön bluesig. Man merkt, wie Joni seine Stimme variieren kann, so dass die Akustik Ballade nicht lächerlich klingt, sondern einfach nur eine Gänsehaut erzeugt. Mit diesen ruhigen Klängen beendet man die 43 Minuten, die sonst wirklich energiegeladen voran gehen und enorm Spaß machen.

In circa einem Jahr zwei Alben zu veröffentlichen, ist schon eine gute Leistung, wenn man dann aber ein Meisterwerk wie „Medizin“ abliefert, kann man sich wirklich schon zu den ganz Großen zählen. GRANTIG vereinen mit ihrem Liedgut genau das, was man viel zu oft sucht und viel zu selten findet. Wirklich groovende Gitarrenriffs, die einem noch lange nach dem Hören im Kopf herumschwirren, Texte, die vielen Menschen aus der Seele sprechen und es nicht um 1000 Ecken ausdrücken, wie manch andere Band. Das Quartett hat definitiv Potential und zeigt dies in jedem der 12 Songs. Zum Probehören würde ich „Dein Paradies“, Die letzte Stadt“ und das komplett anders klingende „Auf Wiedersehen“ empfehlen, obwohl ich „Medizin“ einer breit gefächerten Zielgruppe ohne weiteres als Gesamtes ans Herz legen würde.

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