
Artist | GREEN DAY |
Title | Tré |
Label | REPRISE RECORDS |
Leserbewertung |
Hier ist er nun also, Teil 3 der ambitionierten GREEN-DAY-Trilogie: „¡Tré!“ wurde nach dem Powerpop von „¡Uno!“ und dem Garagenrock von „¡Dos!“ als das „epische“ der drei Alben angekündigt; schon im Vorfeld war die Rede von Experimenten mit Streichern und Bläsern und einer Hinwendung zum Stadionrock. Aber keine Sorge, Amerikas Vorzeige-Punks schwören deswegen nicht etwa ihren alten Idealen ab. Na gut, der Opener „Brutal Love“ geht ein bisschen beschaulich und radiokompatibel los und ist zudem nicht nur eine Hommage an den Rock’n’Roll der Fünfziger und Sechziger, sondern auch ein bisschen stark an SAM COOKEs „Bring It On Home To Me“ angelehnt. Aber im Anschluss daran widmen sich GREEN DAY wieder dem, was sie am besten können: Sie verschmelzen großartige Pop-Melodien mit Punk-Energie und kommen auch auf Album Nummer 11 immer noch erstaunlich glaubwürdig rüber.
Zwar sind die Herren Armstrong, Cool und Dirnt sowie der inzwischen fest zum Line-Up gehörende Gitarrist Jason White inzwischen um die vierzig, aber wenn sie sich in „Sex, Drugs & Violence“ an ihre Schulzeit erinnern, dann hört sich das nicht so an, als wäre das schon mehr als zwanzig Jahre her, sondern kracht noch ordentlich. Und so gerne man GREEN DAY als Kritiker vielleicht an den Karren fahren möchte, weil „¡Tré!“ sich zwar in Ansätzen, aber nicht dramatisch von den vorangegangenen Alben unterscheidet – wenn die zwölf Songs in einer ausgesprochenen kurzweiligen Dreiviertelstunde aus den Boxen gewummert sind, stellt man fest, dass man ihnen diese Anleihen bei sich selbst kein Bisschen übel nimmt. Das ist wie früher bei den RAMONES: Auch, wenn nicht jeder Schuss ein Treffer ist und ein paar Titel von Komposition und Arrangement her nicht komplett überzeugen, solange unterm Strich das Energie- und Spaßlevel stimmt, geht das in Ordnung. Und Energie und Spaß gibt es vor allem in der Albummitte, mit „Hey Little Kid“, dem schon genannten „Sex, Drugs & Violence“, dem kryptischen „A Little Boy Named Train“ und vor allem dem mitreißenden „Amanda“, für das sich auch die VIOLENT FEMMES oder LEMONHEADS nicht hätten schämen müssen. Nach diesen gelungenen Kopfnicker-Songs stört dann auch eine Schmachtballade wie „Don’t Look Away“ nicht, das offensichtlichste Zugeständnis an den Mainstream-Geschmack, der vom Sound her auch von Noel Gallagher hätte stammen können.
„¡Tré!“ mag kein Meilenstein sein, der das Gesicht der Rockmusik verändern wird, aber den Anspruch stellen GREEN DAY auch nicht. Es ist eine Sammlung ehrlicher Songs mit packenden Melodien, krachigen Gitarren und einem schön lärmigen Schlagzeug. Und das ist doch nicht das Schlechteste, was man über ein Rockalbum sagen kann.
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