HARVEST RAIN - Night’s Glow

Der bislang neueste Eintrag in die Diskographie der amerikanischen Neofolk Musiker HARVEST RAIN setzt schon im Titel auf vertrautes Terrain. Die Nacht ebenso wie das „Glühen“ wurden als Themen bereits früher verwendet, so beispielsweise bei „Night Chorus“, veröffentlicht bei den Franzosen von OPN. Der neueste Streich mystischer Musik erschien im Januar 2006 beim polnischen Label War Office Propaganda, 11 Songs, 42 Minuten, das sind die Eckdaten.

Und im Sound hat sich nicht sonderlich viel geändert: Immer noch ertönt verträumter, melancholischer und natürlich auch sehr anspruchsvoller Dark Folk mit einigen zusätzlichen Komponenten aus den Speakern. „Before Evening“ beispielsweise klingt, als ob THE CURE sich kurz Zeit für einen Neofolk-Abstecher genommen hätten, da ist er wieder, dieser latente Cold Wave-Einfluss. Elektronische Elemente sorgen für eine angenehme Erweiterung des ja sonst recht puristischen Akustik-Kosmos dieses Genres. Dennoch spielen entsprechende Gitarren natürlich auch eine bedeutende Rolle: Der Quasi Titeltrack „Strange Evening Glow“ beispielsweise ist so eine typische, leicht romantische Komposition. Mit der recht sparsamen Instrumentierung erreicht man dennoch bisweilen eine psychedelische, ja gar hypnotische Stimmung. In diesen Momenten („White Clouds“, „13 Years of Memory“) erinnern mich die Nordamerikaner ein wenig an die neuesten Ergüsse von OF THE WAND AND THE MOON, auch Sprechgesang wird hier eingesetzt. Allerdings das alles in der Lo Fi-Version, denn die Produktion ist wieder recht dumpf und verschleiert ausgefallen. Das scheint aber zum Konzept von HARVEST RAIN zu gehören, wie hinter einer Nebelwand zu musizieren und eine Art tonales Wetterleuchten heraufzubeschwören.

Sicherlich kein innovatives Meisterwerk, aber eine stimmungsvolle und sehr elegante Scheibe, die für Genrefans kaum Fragen offen lässt. Bereits im Herbst soll mit „Blood Hymns“ ein weiteres Werk folgen.

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