
Artist | HERBSTROCK |
Title | Die bessere Hälfte |
Homepage | HERBSTROCK |
Label | SONY/ COLUMBIA |
Leserbewertung |
Wer 2009 ein CHRISTINA STÜRMER-Konzert besucht hat, der dürfte sie bereits kennen: HERBSTROCK aus Wien, ein Kleeblatt rund um die hyperaktive/ attraktive Sängerin Anna Müller. 2003 gegründet konnte man bereits den Amadeus Austrian Music Award einheimsen, was immer das auch genau aussagt. Nunmehr schickt man sich an, nach dem Debüt „Ende:Gut“ auch auf deutschem Boden Erfolge zu erzielen und so schlecht stehen die Zeichen dafür nicht. Zwar ist der Bandname in meinen Augen etwas unglücklich, da saisonal gewählt, doch soll er wohl die melancholische Seite des Sounds ein wenig hervorheben. Wobei es sich hier weder um Depri-Mucke noch im eigentlichen Wortsinne um Rock handelt. Electro Pop Rock mit ganz leichter NDW-Schlagseite (siehe auch das Artwork) steht hier auf der Speisekarte.
Das unterscheidet das Quartett auch vom STÜRMER-Stadionrock-Gestus, der immer mal wieder durchkommt bei der Landsmännin. HERBSTROCK sind verspielter, intimer, leichter. Wobei man sich genau zwischen 2 anderen Formationen platziert: JULI und MIA. Insbesondere der Gesang von Frau Müller erinnert beizeiten sehr an Mieze Katz, versetzt mit einem ganz leichten Akzent, der z.B. bei den „ch’s“ durchscheint. Noch – doch – natürlich: Niedlicher „Sprachfehler“. Als Prototyp dieser etwas experimentelleren Stücke sei „Herz lauf!“ genannt, das wirklich einige Parallelen zum „hungrigen Herz“ aufweist, nur dass es hier eben „blutet“. Mit der Sprache steht man im Allgemeinen nicht so sehr auf Kriegsfuss, manche Textzeilen klingen dennoch kurios. „Ich steh an deiner Seite, die schöner ist als meine Seite, die uns umgibt“. Vielleicht etwas aus der tiefen Kiste des Herrn Freud? Aber ich will gar nicht auf unseren südlichen Nachbarn rumhacken, denn sie haben vieles auch sehr richtig gemacht. Ohne große Innovationen wird munter drauflos gepoprockt, die Titel sind eingängig und charmant, ohne billig zu klingen, einige nette elektronische Einlagen werten das Endprodukt auf. Songs wie „Kopf durch Wand“ oder „Um dein Leben“ verlassen sich zum Glück nicht auf die Plakativität SILBERMONDs, vielmehr besitzen sie einen gewissen Schmäh, der den Wienern nun mal zu Eigen ist. Sich selbst nie zu wichtig nehmen und dennoch die düstere Seite des Lebens nicht völlig zu verleugnen, das gelingt dem Vierer im Genre-Kontext.
Überraschend nette Scheibe, die luftig-locker unterhält, ohne die Musikindustrie zu revolutionieren. So lange währt der sogenannte Sommer ja auch nicht mehr…
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