
Artist | HERRENMAGAZIN |
Title | Das wird alles einmal dir gehören |
Homepage | HERRENMAGAZIN |
Label | MOTOR MUSIC |
Leserbewertung |
Zu Anfang gleich ein Geständnis. Die Zeit, wo mir der Name HERRENMAGAZIN nicht wirklich ein Begriff war, liegt gar nicht so weit zurück. Woran das liegt, kann ich auch nicht genau sagen, trotz besserer Belehrungen, bin ich nie den Schritt gegangen, mich mit den Klängen der Hamburger zu befassen. So kam es, dass ich mich erst kurz vor der Veröffentlichung des zweiten Albums, dessen wir uns im Folgenden ausgiebigst widmen wollen, ganz „Kritikerlike“ dem Vorgänger „Aztelgift“ hingab. Mit diesem Tonträger verhält es sich so: Hat man erst einmal hineingehört, gibt es keine Chance mehr zu entfliehen. Aber das will man auch gar nicht. Vielmehr möchte man immer und immer wieder von vorn anfangen. Definitiv ein Lieblingsalbum. Ein Album, welches man immer in seiner Nähe haben möchte und das einen wahrscheinlich nie wieder loslassen wird. Jetzt schicken Deniz Jaspersen (Stimme & Gitarre), Rasmus Engler (Schlagzeug), Paul Konopacka (Bass) und Neuzugang König Willhelmsburg (Gitarre) ihr zweites Kind ins Rennen. „Das wird alles einmal Dir gehören“, liest man auf dem anmutig aber schlicht gestalteten Cover. Ein Titel, der viel verspricht, oder ist es doch nur ein Wortspiel der sprachlich begabten Herren? Die Spannung nach so einer Vorlage wie „Atzelgift“ ist groß. Zu fragen, ob es den Vieren gelingen wird, an das grandiose Werk anzuknüpfen, eine fast beängstigende Tat. Aber wagen muss man den Schritt in das „Elf-Song-Erlebnis“.
Als Opener wählte man „In den dunkelsten Stunden“, das zu meiner Erleichterung schon nach den ersten Tönen vertraut klingt. Der positive Midtempo Song nimmt den Hörer mit auf einen Spaziergang durch Jaspersens Gedankenwelt. Durchaus gelungen. Deniz’ Stimme klar und verständlich. Ohne viele Effekte oder zu viel Instrumentenspielerei. Weniger ist manchmal mehr, oder aber man weiß genau, was reicht. Die Herren haben jedenfalls ein Gespür dafür, nicht zu übertreiben und das ist letztendlich, was ihre Musik zu einem sympathischen Wegbegleiter macht. Auch Track Nummer Zwei „Erinnern“, aus der Feder von Schlagzeuger Rasmus Engler, fügt sich gut an. Schön getragene Melodie mit auffälligen Drum-Elementen, die dem ganzen den richtigen Pepp verleihen. Wir bleiben im mittelschnellen Bereich. Textlich wieder sehr gelungen. Grundsätzlich verhält es sich so, dass die lyrische Kunst nie übertrieben wird und der Hörer nicht mit einem Fragezeichen über dem Kopf in die Welt entlassen wird. Interessant sind allerdings die Stimmung der Texte sowie die musikalische Ausarbeitung. Obwohl es inhaltlich nicht immer nur um Sommer, Sonne, Liebe und das Gute im Leben geht, ist von trüber Stimmung nichts zu hören. Irgendwo versteckt sich immer ein positives Gefühl.
„Alle sind so“ bringt als Gastsänger keinen geringeren als GISBERT ZU KNYPHAUSEN ins Spiel. Nicht dass die Herren diese Unterstützung gebraucht hätten, aber Knyphausens stimmliche Einlage verleiht dem Song ein interessantes Flair. Mit „Gespenster“ läuten HERRENMAGAZIN dann doch einen gravierenden Unterschied zum „Gute-Laune-Atzelgift“ ein. Seltsamerweise bleibt auch hier ein positives Gefühl zurück. Zumindest in der Weise, dass nichts gefehlt hat. Ernst im Grundton wird es textlich etwas makaber. Ich frage mich: Was für Geister habt ihr gesehen? Musikalisch aber ganz groß. Wieder Midtempo, dem aber durch einen einschlägigen Instrumentalteil unheimlich an Druck verliehen wird! Eine neue Seite der Herren, aber gern gesehen. „Fahne“ gehört nicht zu meinen Lieblingssongs und ich wäre ja auch nicht ich, wenn ich nur Positives von mir lesen ließe. Irgendwie verliere ich mich schon auf dem Weg zum Refrain und dort angekommen, bin ich auch schon ausgestiegen. Was daran liegen mag, dass mich das wechselnde Tempo leicht irritiert. Ich bin mir bewusst, dass ich nun möglicherweise Unmut auf mein Haupt ziehen werde, aber der Song klingt in meinen Ohren unfertig. Und nein, ich bin noch nicht fertig mit den negativen Sätzen. „Hals über Kopf“ strengt an. Zuviel Geschrammel und wo ist eigentlich die Melodie hin? Jaspersens Stimme klang auch schon wohlfeiner in meinen Ohren. Nein, meine Herren, so leid es mir tut, dafür gibt es keine Punkte. Nicht von meiner Seite.
Zum Glück fängt „Gold zu Eisen“ meinen freien Fall ab. Sonst hätte ich auch zu Beginn nicht mit Lob um mich geworfen. Ein gut gelungener, treibender Titel, der live sicher zu Hochgenuss führen wird. Dem tut es sein Nachfolger „Onze“ gleich. Wobei ich mich ja immer noch frage, was das für ein Wort ist bzw. was es bedeutet. Kommen wir zum Endspurt und damit zu einem großartigen Werk. „Kasper“ ist nicht nur textlich gut gelungen, die musikalische Umsetzung mit den treibenden und dann wieder in sich ruhenden Momenten passt einwandfrei. Noch einmal möchte ich an dieser Stelle Herrn Englers Trommelei loben. Sie gibt dem Ganzen einen besonders frischen Klang. Genaueres Hinhören lohnt sich hier! Kurz vor Ende tauchen wir noch mal ein sehr ruhiges Lied ab. „Keine Angst“ bringt auch mal akustische Klänge ins Spiel. Fast schon dramatisch begleitet von, ja von was eigentlich? Identifizieren kann man einen Schellenkranz und eine, eine… Holzwand? Ich assoziiere jetzt noch einen traurigen Spielmannszug, falls es so etwas gibt. Quälend in meinen Ohren ist allerdings der Hall über Jaspersens Stimme. Ja, ich weiß, das muss so und das unterstützt die Leere und Dramatik. Trotzdem empfinde ich es als zu viel. Wir schließen mit „Krieg“, der das Ganze rund macht (in DIESEM Kontext versteht sich!).
Fazit: Wie gesagt ist es sicher schwer, an einen so gut gelungenen Vorgänger wie „Atzelgift“ anzuknüpfen, aber ich möchte meinen, es ist gelungen! HERRENMAGAZIN zeigen sich von einer anderen Seite und sind trotzdem ihrem Stil treu geblieben. Textlich hat sich zum Debüt die Richtung geändert, woran man aber gut tat. Ansonsten könnte Langeweile aufkommen?! Ein sehr schönes, gelungenes Werk, was eigentlich in keiner Genre-Sammlung fehlen darf. In diesem Sinne: Kaufen!
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