
Artist | HORSE THE BAND |
Title | A Natural Death |
Homepage | HORSE THE BAND |
Label | FERRET |
Leserbewertung |
Nintendocore? Wer das für eine Hardcore-Variante des Casual-Gamings hält, liegt daneben. Das Schlagwort Hardcore darf man aber im Hinterkopf behalten. HORSE THE BAND gehören seit 2005 zu den Vertretern des Nintendocores, einem 8Bit-Pluckerelektronik-Hardcore-Soundgemisch, welches glücklicherweise größtenteils von den Standardinstrumenten einer Hardcoreband beherrscht wird. Aber nicht umsonst betiteln HORSE THE BAND einen Ihrer Titel auf dem Longplayer „A Natural Death“ als „The Red Tornado“, denn eben wie diese Naturgewalt pflügt die Band durchs Gehör.
Der Opener „Hyberborea“ erinnert schon fast unangenehm daran, wie schnell Zeit vergehen kann. Bedrückender, atemraubender Hardcore mit gepitchten Synthesizereffekten und derbem Growling, was sich in nachfolgenden Titeln noch weiter steigern wird. Dabei jedoch immer wieder von den klassischen Instrumenten abweicht und auf den Gameboy zurückgreift, die vibrierenden pluckernden Elektronikklänge von „Murder“ zum Beispiel sorgen für ein ganz neues Hörvergnügen, wenn man mit über 180 Beats per Minute gnadenlose Riffs, Amigas mit Kurzschluss und einen emotional unausgeglichenen Sänger durch die Boxen jagt. Ähnlich geartet gibt „Face of Bear“ Rätsel auf, während der „Sex Raptor“ nicht nur vom Titel her an Dieter Bohlen denken lässt. Mit billigen Popsynthesizern, einem unwiderstehlichen Beat und effektbeladenem Gesang landen die Jungs einen todsicheren Clubhit und nebenbei in den Betten williger Damen. Außerdem fordert der Titel irgendwie dazu auf, sich mintgrüne Leggins anzuziehen und als 80ies Popnerd neben einem Tiger ablichten zu lassen, so wie es HORSE THE BAND auf ihren Pressefotos gerne tun. Nach mehrmaligem Durchhören von „A Natural Death“ wird durchaus bewusst, daß die Kalifornier auch so manch andere Dinge gerne tun, von welchen man als Normalbürger lieber Abstand hält. Titel wie „His Purple Majesty“ oder „Broken Trail“ kratzen aber wohl nur an der Oberfläche der fünfköpfigen Truppe. Nochmal richtig den Freak raushängen lässt „I think we are both suffering from the same crushing metaphysical crisis“. Mit hämmernden Drums, nervenzehrenden Soundeffekten jenseits der Verträglichkeitsgrenze, orchestralen Momenten der Besinnung und einem dennoch ungemein dynamisch ans Werk gehenden Shouter stellt dieser Titel sicher, daß man “AND” so schnell nicht vergisst.
HORSE THE BAND wirken reichlich trashig, das liegt nicht nur am Bandnamen. Der belastenden Dauerbeschallung von vergewaltigten Nintendokonsolen, knarzenden Amigasynthesizern, bollernden Hardcorebässen und Gitarren sowie dem etwas verzehrten Weltbild der Band muss man erst mal gewachsen sein. Oder vielleicht ist man dem einfach schon ENTwachsen? Jedenfalls ist Nintendocore wohl wirklich nur was für die Hardcoregamer der Nintendo-Generation. Ich jedenfalls hab damals ja Segakonsolen bevorzugt…
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