
Artist | HUGH LAURIE |
Title | Let Them Talk |
Homepage | HUGH LAURIE |
Label | WARNER |
Leserbewertung |
Ob es außer mir wohl noch viele Menschen meines Alters gibt, die noch nie „Dr. House“ gesehen haben? Ich habe mir ja sagen lassen, dass der ewig griesgrämige Arzt Gregory House und seine Geschichten aus dem fiktiven Princeton-Plainsboro Teaching Hospital in New Jersey sehr unterhaltsam sein sollen, aber mein erster Kontakt mit dem Schauspieler HUGH LAURIE, der die besagte Titelfigur verkörpert, ist musikalischer Natur. Der 51-jährige ist nämlich nicht nur Mime, sondern auch Bestseller-Autor („Bockmist“) und Musiker und veröffentlichte unlängst sein Debütalbum „Let Them Talk“.
Wenn man die 15 Songs auf dem Silberling hört, könnte man meinen, der Serien-Mediziner praktiziere irgendwo in New Orleans, aber natürlich hat die Musik überhaupt nichts mit dem TV-Job des Multiinstrumentalisten Laurie zu tun. Der präsentiert vielmehr sehr gekonnt und überzeugend seine dritte künstlerische Leidenschaft: Blues- und Soulmucke. Dabei sind Ausflüge von Schauspielern ins Gesangsfach nun häufig mit Vorsicht zu genießen und wenn dann auch noch ein Engländer sich an Südstaaten-Blues und Soul wagt… Vielleicht war es von Hugh einfach schlau, nicht selbst zu komponieren, sondern sich der bewährten persönlichen Favoriten anzunehmen, die er wirklich hörenswert interpretiert. Dabei stehen ihm allerdings auch exzellente Musiker zur Seite, wobei der Gesang, die Pianoarrangements und auch ein Teil der Gitarrensounds und Percussion von HUGH LAURIE stammen. Zudem konnte er für „John Henry“ und „Baby, Please Make A Change“ die Soul Queen of New Orleans IRMA THOMAS gewinnen. Beim letztgenannten Track teilt die Dame sich den Gesang übrigens mit Sir TOM JONES, während die amerikanische Rock’n’Roll-, Jazz- und Bluesgröße DR. JOHN bei „After You’ve Gone“ am Mikro steht. Auf dem Programm stehen auf „Let Them Talk” Coverversionen von Songs, mit denen LOUIS ARMSTRONG, LEAD BELLY, JELLY ROLL MORTON, MEMPHIS SLIM, ROBERT JOHNSON, LEROY CARR, RAY CHARLES und JAMES BOOKER ihr Können unter Beweis gestellt haben und natürlich kann auch ein HUGH LAURIE die seit Jahrzehnten grandiosen Originale nicht toppen. Aber es ist ihm gelungen, den Tracks mit viel Spielfreude und Herzblut eigenes Leben einzuhauchen. Das hätte leicht schief gehen können, doch schon der folkige Opener „St. James Infirmary“, der vor allem in der Darbietung von LOUIS ARMSTRONG bekannt ist, zerstreut die Bedenken. Und wer hätte gedacht, dass sogar die RED HOT CHILI PEPPERS mal ein Stück gecovert haben, das sich in einer weiteren Variation auf „Let Them Talk“ wiederfindet? Die Rede ist von „They’re Red Hot“, das im Original von ROBERT JOHNSON stammt und bei HUGH LAURIE extrem groovend aus den Boxen scheppert. „Let Them Talk“ ist das letzte Lied der LP, schwermütig hängt Laurie dem Südstaaten-Blues nach und pfeift darauf, was die Leute sagen.
Mit allzu negativen Reaktionen und schlechten Kritiken muss „Dr. House“ aber wohl nicht rechnen. Dafür hat die Blues-Produzentenlegende Joe Henry am Mischpult einen zu guten Job gemacht und weiterhin steckt auch in HUGH LAURIE viel zu viel musikalische Finesse und Liebe zum New-Orleans-Blues. Annähernd 60 Minuten lang entführt der Brite in den tiefen, heißen Süden der USA und schafft eine Atmosphäre wie sie gut unter den flirrenden Deckenventilatoren irgendeiner Bar am Mississippi denkbar wäre.
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