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ICH + ICH - Vom selben Stern

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Artist ICH + ICH
Title Vom selben Stern
Homepage ICH + ICH
Label POLYDOR/ UNIVERSAL
Leserbewertung
VN:F [1.9.22_1171]
7.0/10 (1 Bewertungen)

Als sich „damals“ Annette Humpe und Adel Tawil zusammen schlossen, kam mir das wie eine Kreuzung aus 2RAUMWOHNUNG und XAVIER NAIDOO vor. Das Erstaunliche daran: Die Mischung funktionierte bestens und das selbstbetitelte Debüt konnte sogar mich mit einigen wunderbaren Pop Perlen begeistern. 2 Jahre später will das ungleiche Duo alles daran setzen, die Position in der deutschen Poplandschaft weiter zu festigen. Die Zeichen stehen gut, denn die Single „Vom selben Stern“ ist ein Ohrwurm erster Güte, nicht umsonst fungiert sie auch gleich als Namensgeber für den Longplayer.

Leider finden sich nur noch wenige Kompositionen dieser Qualität auf dem Silberling. „So soll es bleiben“ beispielsweise ist für die 2te (potentielle) Auskopplung geradezu prädestiniert, der gefühlvolle „große“ Refrain fräst sich augenblicklich in die Gehirnwindungen. Dann sind da noch ein paar ordentliche Stücke, doch am Rest klebt irgendwie ein unangenehmer Nachgeschmack. Dabei hat man den grundsätzlichen Stil beibehalten: Adel singt vorne, Annette zumeist hinten, Streicher, etwas Elektronik, zarte Gitarren, wenig Uptempo. Das Problem ist dann auch eher die lyrische Seite, was da teilweise von sich gegeben wird, klingt dermaßen moralinsauer und kitschig, dass sich zumindest mir der Magen umdreht. Fürchterlicher Sakral-Schwurbel bei „Schütze mich“, das fast als religiöse Erbauungsmusik durchgeht. Pfadfindergitarren im bemüht-positiven „Nichts bringt mich runter“. Platte Konsumkritik („Junk“), die mit ihrem erhobenen Zeigefinger als passende Beschallung für die G8-Gegner durchgeht. He, ihr beiden seid auch Teil des Systems, da kommt die Alt-68er Attitüde reichlich angegraut daher, wenngleich ihr im Kern natürlich Recht habt.

Das hört sich jetzt vielleicht furchtbar böse an, aber ich finde es einfach schade, wie man so viel Potenzial verschenkt, nur weil man unbedingt tiefgreifende Messsages verbreiten will. Mag auch sein, dass sensiblere Naturen damit keine Probleme haben, wenn jede Emotion mit der Schwere griechischer Tragödien aus den Lautsprechern kriecht. Für mich eine zwiespältige Sache: Überwiegend sehr geschmackvolle Musik kombiniert mit lyrischem Katechismus. Ein schmaler Grat…

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