
Artist | IGGY POP |
Title | Every Loser |
Homepage | IGGY POP |
Label | WARNER MUSIC |
Leserbewertung |
IGGY POP wird am 21. April dieses Jahres 76. In dem Alter verlegen sich andere aufs Golfen oder interessieren sich nur noch fürs Fernsehprogramm und ihre Verdauung. Nicht so der Godfather des Punks! Zuallererst ist es fast ein Wunder, dass er bei seinem exzessiven Umgang mit Alkohol und Drogen überhaupt so alt geworden ist und zum anderen scheint der Mann, der 1967 zu den Gründern der legendären STOOGES zählte, immer noch bevorzugt mit nacktem Oberkörper auf der Bühne zu stehen. IGGY POP hat sein Leben möglicherweise DAVID BOWIE zu verdanken, denn selbiger hat ihn 1976 nach dem Ende der STOOGES nach Berlin geholt und ihm auch wohl wieder zu einem Plattenvertrag verholfen. 1977 feierte Iggy mit „The Idiot“ ein beachtliches Comeback, im gleichen Jahr produzierte Bowie auch das großartige „Lust For Life“ und neun Jahre später das poppige „Blah Blah Blah“ mit dem Hit „Candy Girl“. Der letzte Gruß aus dem Studio erschien 2019 und trug den Namen „Free“. Es war ein nachdenkliches Jazz-Spätwerk, mit dem sich IGGY POP auch hätte zur Ruhe setzen können, doch dieser Tage beweist er mit „Every Loser“ eindrucksvoll, dass er daran noch lange nicht denkt.
Denn gleich der Opener „Frenzy“, der auch als Vorab-Single diente, lässt es ordentlich krachen. Außerdem stellt er hier gleich mal klar, wer die dicksten Eier hat – mit James Newell „Jim“ Osterberg aka IGGY POP ist halt immer noch unbedingt zu rechnen! Das coole „Strung Out Johnny“ erinnert an die Verlockungen seiner (überwundenen) Drogensucht und könnte auch aus der gemeinsamen Schaffensphase mit DAVID BOWIE stammen. Das fast schon balladeske „New Altlantis“ widmet sich derweil dem Klimawandel in seiner Wahlheimat Miami. Dank „Modern Day Rip-Off“ geht es wieder temperamentvoll in die Vollen, ehe „Morning Show“ die weiche Seite des Punks zum Ausdruck bringt und „The News For Andy“ tiefenentspannt übernimmt, um sich schließlich mit dem knackigen „Neo Punk“ über Influencer zu wundern, die sich mit Punk-Attitüde schmücken, aber keinerlei inhaltlichen Bezug zu dieser Bewegung haben. „All The Way Down“ strotzt nur so vor Energie und wenn Iggy in „Comments“ Online-Trollen eine Absage erteilt, ist das ebenso hörenswert wie seine Abrechnung mit der korrupten Film- und Musikbranche, die er in „The Regency“ aufs Korn nimmt.
Ja, man sieht IGGY POP seine bald 76 Jahre an. Der immer noch sehnige Körper ist nicht mehr ganz so straff, aber ganz gewiss hat er nicht verlernt, wie man eine geniale Platte macht. Unterstützt hat ihn dabei der 32-jährige Andrew Watt, der nicht nur an den Reglern aktiv war, sondern auch viele Keyboard- und Gitarrenparts selbst eingespielt hat. Außerdem waren im Studio Duff McKagan (ex-GUNS’N’ROSES) am Bass, Chad Smith (RED HOT CHILI PEPPERS) hinter der Schießbude und Josh Klinghoffer (ex-RED HOT CHILI PEPPERS) am Sechssaiter mit von der Partie. Nicht vergessen wollen wir den verstorbenen FOO-FIGHTERS Drummer Taylor Hawkins und Gitarrist Stone Gossard (PEARL JAM), Bassist Eric Avrty (JANE’S ADDICTION) und Travis Barker (BLINK-182) an den Fellen. Eine illustre Schar, die ihr Handwerk versteht und „Every Loser“ absolut hörenswert macht.
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