
Artist | KARIN RABHANSL |
Title | Rodeo |
Homepage | KARIN RABHANSL |
Label | DONNERWETTER MUSIK |
Leserbewertung |
Wir dürfen uns KARIN RABHANSL als einen glücklichen Menschen vorstellen. Beschwingt dreht die Sängerin aus dem Bayerischen Wald auf ihrem fünften Studioalbum „Rodeo“ die Gitarren laut. Der Rabe fliegt wieder – doch diesmal will er dorthin, wo er noch nie war. Auf „Rodeo“ verschiebt die namensgebende Fronterin gemeinsam mit ihrer Band munter ihre eigenen Parameter. Geschickt zitiert die furchtlose Niederbayerin mit den bunten Ringelstrümpfen Rockhelden wie LED ZEPPELIN, KYUSS und WEEZER und frönt ihrer tiefen Liebe zu RADIOHEAD, SIGUR RÓS und PJ HARVEY. Der Albumtitel „Rodeo“ steht für den Ritt des Lebens. Die Mundart-Riot-Queen aus Trautmannsdorf Rock City erzählt ihre dunkelbunten Milieustudien nicht mehr nur in der ersten Person, sondern aus der neutralen Position der Beobachterin und Chronistin heraus.
So berichtet der knackige Opener „Rodeo“ vom Rodeoreiter, der einfach wieder aufs Pferd steigen muss, bevor mit viel Schmackes eine „Gute Zeit“ eingeläutet wird. Und mit „Amor“ stellt Frau Rabhansl fest, dass sich zwar alle elf Minuten ein Single verliebt, aber dummerweise trennt sich auch alle zwei Minuten ein Paar. „Annett“ ist vordergründig eine bläserschwangere Party-Nummer, aber letztlich geht es um die klare Ansage: „Nein heißt nein!“. Der coole Blues-Track „Schaufema“ wird im niederbayerischen Dialekt vorgetragen – was es einem Preissen nicht unbedingt einfach macht, dem Text zu folgen, aber der treibende Sound weiß auf jeden Fall zu fesseln. „Baby, lauf“ themtisiert derweil die traurige Geschichte einer toxischen Beziehung, bevor „12 Joa“ wieder im Mundart-Idiom präsentiert wird. Es ist ein ruhiger Song, der einen schweren Unfall behandelt und womöglich autobiografisch ist. Bassbetont schließt sich das heftig groovende „Er oder I“ an und auch „Misty“ geizt nicht mit groovigen Klängen, ehe „Real“ erneut leisere Mundart-Töne anschlägt, deren Intensität nicht zu unterschätzen sind. „Gold’ne Stund‘“ ist ein ruhiges Lied, das mit wenig Text auskommt, und auch „Vampyr“ und „Berg“ bleiben nachdenklich.
KARIN RABHANSL präsentiert sich auf „Rodeo“ tempo- und detailreich. Es gibt jedoch auch ruhige Momente und stets schaut die Niederbayerin ganz genau hin – wohlgemerkt ohne zu jammern und zu streng zu bewerten. Es geht auf „Rodeo“ ums Durchhalten und Klarkommen, um die Erkenntnis, dass das Leben nicht einfach, sondern seltsam und schön ist. Eine Erkenntnis, die auch nördlich des Weißwurstäquators gilt und mit einem universellen Sound abgeliefert wird.
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