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KATE BUSH - 50 Words for Snow

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Artist KATE BUSH
Title 50 Words for Snow
Homepage KATE BUSH
Label EMI
Leserbewertung
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3.0/10 (4 Bewertungen)

Ja, ich weiß, es gibt eine neue CD von Kate Bush, und die Kritiker aller wichtigen Zeitungen, Zeitschriften und und und überschlagen sich schon jetzt vor Lob, und einige von ihnen werden sich womöglich sogar ihre Ohren mit Wachs versiegeln lassen, weil sie schon jetzt wissen, dass sie nach „50 Words for Snow“ niemals wieder etwas so Wunderbares zu hören bekommen werden, weshalb sie ihre Gehörgänge vor all den grausigen Geräuschen dauerhaft verschließen wollen. Und ich gehe auch davon aus, dass ich mit der Tendenz meiner Rezension ziemlich allein dastehen werde, trotzdem kann ich mich nicht den Lobeshymnen anschließen, die derzeit überall angestimmt werden.

Man stelle sich eine CD vor, bei der der erste Song fast zehn Minuten lang ist, ohne dass er sich im Verlauf dieser fast zehn Minuten wesentlich verändert, sondern nur gemächlich vor sich hinplätschert. Das Spielchen wiederholt sich dann bei Track 2, der es auf über elf Minuten bringt, und bei Track 3 sind es dann sogar dreizehneinhalb Minuten. Die erste tempo- und stimmungsmäßige Abwechslung auf dem Album ist der vierte Titel, zugleich die Single-Auskopplung „Wild Man“, die nach einem Mix aus „The Dreaming“ und „The Sensual World“ klingt. Gleich danach schalten wir schnell drei Gänge runter, damit Gastsänger ELTON JOHN ja nicht in die Verlegenheit kommt, aus seinem seit Jahren anhaltenden Schnarchnasentempo herauszukommen (sorry, Mr. John, aber anders kann ich das nicht bezeichnen, wenn ich höre, was sie spätestens seit dem „König der Lowen“ an musikalischen Schlaftabletten auf den Markt werfen). Dann wird’s noch mal schnell, wenn Stephen Fry als Gastsprecher (!) die titelgebenden 50 Worte für Schnee herunterliest, während Frau BUSH ab und zu im Hintergrund zu hören ist. (Ein wirklich gelungener Gag am Rande: Unter diesen 50 Worten ist auch die klingonische Version zu finden. Schade nur, dass sie bei ihrer Danksagung den Sprachwissenschaftler Marc Okrand auch als den Erfinder der klingonischen Sprache auflistet, obwohl dieser Ursprung auf James Doohan alias Scotty zurückgeht.) Mit dem letzten Song, „Among Angels“, schließt das Album noch langsamer, als es angefangen hat, und irgendwann sind dann tatsächlich mit die längsten 65 Minuten des Lebens verstrichen, wenn die CD am Ende angekommen ist.

Okay, es ist ein stimmungsvolles Album, das in die düstere Jahreszeit passt, aber von einem Meisterwerk ist es einige Lichtjahre entfernt. Von einem Meisterwerk erwarte ich ausgefeilte, vielschichtige Arrangements, nicht überfrachtet, nicht an irgendwelchen Klischees orientiert. „50 Words for Snow“ bietet nichts, aber auch gar nichts Innovatives, allenfalls gepflegte Langeweile. Das Ganze ist nicht schlecht, das will ich gar nicht behaupten, aber das ist nichts, was nur eine KATE BUSH uns bescheren könnte. Dass ihre Stimme mit der Zeit dunkler geworden ist, daran kann niemand etwas ändern, aber es ist nichts mehr von den kleinen Popmeisterwerken geblieben, mit denen sie sich über Jahre hinweg von der Masse abgehoben hat. Wie schön wäre es doch, wenn sie noch zu Songs wie „Hammer Horror“ oder „Wow“ oder „Army Dreamers“ in der Lage wäre. Es wäre okay, wenn Frau BUSH alle zwei bis drei Jahre ein neues Album abliefert und dabei zwischendurch mal ein ruhiges, besinnliches Werk vorlegt. Aber nachdem wir jahrzehntelang auf „Aerial“ haben warten müssen, schaltet die gute KATE jetzt noch einen Gang herunter und reduziert ihre Musik noch mehr. Was erwartet uns dann auf der Nachfolgescheibe, sofern wir alle so alt werden, dass wir die Veröffentlichung noch miterleben können?

Als bekennender Fan der ersten Stunde freut man sich natürlich erst mal immer, wenn es heißt, dass sie ein neues Werk abliefert, aber ob diese Freude nach „50 Words for Snow“ noch lange anhält, wage ich zu bezweifeln.

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