
Artist | LADYTRON |
Title | Gravity the seducer |
Homepage | LADYTRON |
Label | NETTWERK |
Leserbewertung |
Nun ist es also soweit: Nachdem es im Frühjahr noch ein Best of der letzten Dekade gab, präsentieren die Elektro-Popper von LADYTRON mit „Gravity of Seducer“ drei Jahre nach „Velocifero“ ihr fünftes Studioalbum. 1999 in Liverpool gegründet, haben Daniel Hunt, Reuben Wu, Helen Marnie, Mira Aroyo mit unterkühlten Synthesizer-Sounds begonnen, als in Großbritannien Brit Pop das entscheidende Maß war. Den elektronischen Klängen ist der Vierer trotzdem immer treu geblieben und auch beim neuesten Werk, können sich die Fans auf den sirenenartigen Gesang der beiden Damen freuen, wenngleich die Synthies heuer manchmal eine etwas Sprache sprechen.
Eröffnet wird der Reigen mit der Singleauskopplung „White Elephant“ und einem Bouquet aus Keyboards, Cembalo und Streichern, die Marnies seidige Stimme umschmeicheln. Klingt alles ganz so wie man es von LADYTRON erwartet und liebt. Das folgende „Mirage“ präsentiert sich ebenso eindringlich wie eingängig, ehe mit dem ätherischen „White Gold“ dunkel drohende Wolken aufziehen. Hunt nennt diese malerischen Klanggefilde „Barock’n’Roll“, mit dem verspielte illusionäre Bilder, traumähnliche Bilder und surreale Landschaften in Musik umgesetzt werden. Ich muss gestehen, dass mir ein unnahbarer Klassiker wie „Ace of Hz“, der auch bereits auf dem Best of vertreten war, besser gefällt. Auch das druckvolle und sehr tanzbare „Ritual“ liegt mir näher als die doch sehr getragenen Passagen. Wenn wie bei „Moon Palace“ auf eine David-Lynch-mäßige Reise geht, hat das jedoch durchaus seinen Reiz, während mich die Synthie-Flächen von Altitude Blues“ jedoch ein wenig ratlos machen. Hier fehlt für meinen Geschmack wie auch bei „Ambulances“ das gewisse Etwas – oder mit fehlt schlichtweg der richtige Zugang für diese melancholische Schonkost. Deshalb bin ich auch nicht böse, dass „Melting Ice“ wieder Fahrt aufnimmt und „Transparent Eyes“ mich ganz, ganz tief in die Achtziger zurückkatapultiert. Hat man damals nicht so was ähnliches auch auf der Kirmes an der Raupe gehört? Ja, irgendwie schon, aber der Sound funktioniert immer noch – und dafür reicht schon ne simple Bontempi-Orgel, ein Drum-Kit und ein paar Ahhs und Oohs der Mädels. Die bekommen bei „90 Degrees“ wieder mehr zu tun, bevor „Aces High“ die Langrille instrumental ausklingen lässt.
LADYTRON stehen nach wie vor exzellente elektronische Musik, auch wenn sie hier und da neue Wege gehen, auf denen ich ein bisschen gestolpert bin. Man möge sich selbst ein Bild machen und dann ein eigenes Urteil fällen.
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