
Artist | LAKIKO |
Title | What To Do, How To Live? |
Homepage | LAKIKO |
Label | TOURBO MUSIC |
Leserbewertung |
Die Cellistin Lana Kostic wurde 1988 in Sarajewo (Bosnien und Herzegowina) geboren und musste ihr Heimatland aufgrund des Krieges verlassen. U.a. in Bremen und München hat sie ihr Instrument studiert und 2016 ihr Solo-Projekt LAKIKO mit einer ganz besonderen Performance aus der Taufe gehoben. „The Musical EEG“ entstand nämlich in der Neurologie im Schweizer Biel, wo sie an eine EEG-Maschine angeschlossen, ihre eigenen Gehirnwellen auf dem Cello spielte und dazu sang. Wer derart startet, wird auch in der Folge nicht mit Zweitbesetzungen in Provinzorchestern zufrieden sein und so kann die Musikerin auf zahlreiche spannende Kollaborationen und Gastspiele zurückblicken. Aktuell steht jedoch ihr neues Album „What To Do, How To Live?“ im Fokus.
Auf dem Silberling vermischen sich Einflüsse der bosnischen Volksmusik mit Klassik, hauchige Popmelodien mit zeitgenössischer Sprachperformance, getriebene Beats mit schier endlos dauernden Glissandi-Loops – alles getragen von LAKIDOs Cello und ihrer fesselnden Stimme. Den Anfang macht das entschleunigte „Tobogan“, das Lana in ihrer Muttersprache vorträgt und stilistisch ein wenig an QNTAL denken lässt. „Junica“ schließt sich auf ähnliche Weise an, bevor „Testosterone“ ins Englische wechselt und „Inat U Kameru“ ebenso wie „Ovce“ eine Prise Folkore in den intensiven Sound einbaut. „The Woman Is Stronger Than The Man In Me“ übernimmt mit kratzigen Cellostrichen, die wiederum an die finnischen Kollegen von APOCALYPTICA erinnern. Wobei LAKIKO stets in recht ruhigen Gewässern unterwegs ist, wie sie im Anschluss auch mit dem instrumentalen „Many Windows“ unterstreicht. Das temperamentvolle „Nije buducnost zu svakoga“ ist inspiriert vom Film „Quo vadis, Aida?“ der bosnischen Regisseurin Jasmila Zbanic und das dramatische „I Lost My Baby In The Sea“ berichtet von einer Geflüchteten, die ihr Baby im Meer verloren hat – inklusive der realen Spoken Words dieser Frau! Das düstere „Ovo je samo glad“ beschäftigt sich damit, warum Menschen das Land verlassen, in dem sie geboren und aufgewachsen sind, während das finale „Nista“ versucht, eine Antwort auf die Frage zu finden, was das Leben ist.
LAKIKO behandelt auf „What To Do, How To Live?“ nicht eben die unbeschwerten Seiten der menschlichen Existenz. Vielmehr setzt sie sich künstlerisch mit komplexen Themen auseinander, die ihre musikalische Entsprechung in einem zugleich melancholischen und eindringlichen Reigen aus elf außergewöhnlichen Songs erhalten haben. Kein Mainstream, aber erstklassig!
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