LONG DISTANCE CALLING - Stummfilm – Live from Hamburg (CD)

Der 1. November ist nicht nur ein Feiertag in Westfalen und beschert meiner Heimatstadt Osnabrück immer wieder aufs Neue zahlreiche Besucher, weil man offensichtlich viele Dinge nur dann und nur dort kaufen kann; es ist in diesem Jahr auch das VÖ-Datum für eine ganz besondere Platte: „Stummfilm – Live from Hamburg“ heißt selbige und kommt nicht nur als digitaler Download, CD- oder LP-Box, sondern eben auch als visueller Blu-ray-Leckerbissen daher. Und wer schon mal auf einem LONG-DISTANCE-CALLING-Konzert war, weiß auch, weshalb die Veröffentlichung „Stummfilm“ heißt, denn die Jungs aus Münster, die bereits seit 2006 großartigen Post- und Prog-Rock machen, verzichten weitestgehend auf Vocals.

Zwar hat es immer wieder auch Gesangsstücke gegeben, für die Vokalisten eingeladen wurden und zwischenzeitlich hatte sich die Band mit Martin Fischer auch mal einen festen Sänger ins Boot geholt, grundsätzlich standen bei den Gitarristen Florian Füntmann und David Jordan, dem Bassisten Jan Hoffmann und dem Schlagzeuger Janosch Rathmer jedoch immer die instrumentalen Stücke im Mittelpunkt. Darauf haben sich die Herren auch bei ihrer ganz besonderen Show in der Kulturkirche in Altona besonnen und dieses meines Wissens erstmals bestuhlten LDC-Konzertes gleich mal aufgenommen. Nun ist es freilich nicht so, dass die Herren Musiker den Kontakt zum Publikum gänzlich verweigern, es wird schon gesprochen, mitunter enthalten die Songs auch Sprachfetzen, aber im Fokus steht ganz klar und absolut fesselnd der mitreißende Progressive Rock des Vierers.

Hier irgendeinen Song herausheben zu wollen, macht im Grunde überhaupt keinen Sinn. Von der LONG-DISTANCE-CALLING-Mucke ist man einfach vom ersten Moment an elektrisiert und ja, sie vermag sich im Laufe des Vortrages sogar noch zu steigern, was schlichtdaran liegt, dass LONG DISTANCE CALLING eine unglaubliche Intensität aufbauen. Das vergleichsweise junge „In The Clouds“ vom 2018er „Boundless“ wirkt da fast wie ein Befreiungsschlag und natürlich gibt es auch Tracks aus der LDC-Diskografie, die auf keinen Fall fehlen dürfen (etwa „Black Paper Planes“ und „I Know You, Stanley Milgram!“ vom 2009er „Avoid the Light“ sowie „Arecibo“ und „Metulsky Curse Revisited“ vom selbstbetitelten Album aus 2011), aber das Gesamtpaket, dass LONG DISTANCE CALLING da bei jedem Konzert schnüren, ist einfach so kompakt, dass man gar keine einzelnen Bestandteile hervorheben möchte. Was allerdings auf jeden Fall noch gesagt werden muss, ist, dass das Quartett in Hamburg Unterstützung an den Percussions und am Cello hatte. Dies sorgt nochmals für eine besondere Stimmung und wer mal ein Ohr riskieren möchte, kann sein Glück unbeschadet bei „Like A River“ und „On The Verge“ versuchen. In jedem Fall ist „Stummfilm – Live from Hamburg“ ein absolutes Muss nicht nur für LONG-DISTANCE-CALLING-Fans, sondern für jeden Prog-und-Post-Rock-Begeisterten. Gleiches gilt für die kommenden Shows der Jungs, die in 2020 erneut in bestuhlte Venues einladen und beispielsweise mit der Hamburger Elbphilharmonie, der Christus-Kirche in Bochum oder St. Matthäus in München auch ganz besondere Orte ausgewählt haben.

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