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MALM - Hüllenlos

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Artist MALM
Title Hüllenlos
Homepage MALM
Label RADDATZ RECORDS
Leserbewertung
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6.9/10 (14 Bewertungen)

MALM, die Underground-Noise-Institution aus dem fränkischen Würzburg feiern dieser Tage ihr 15-jähriges Bestehen, und zu diesem Anlass beehren sie uns denn auch gleich mit ihrer neuen Langrille namens “Hüllenlos”.

Der viel versprechende Name ist dann auch sozusagen Programm, denn was einem da entgegen schallt, ist tatsächlich (mal wieder) purer, ungehobelter Noise-Wahnsinn ohne jeglichen beschönigenden Schnickschnack. Sänger Ali schreit seine mitunter ziemlich wütenden deutschen Texte in die Welt hinaus, dass es beinahe körperliche Schmerzen verursacht, dazu gibt es donnernde Drums, herrlich penetrant lärmende Gitarren und einen gewohnt fetten Bassteppich vom auch bei den großartigen Doomstern OMEGA MASSIF aktiven Boris. So weit, so gut, so allerdings auch zu erwarten gewesen. Alles schick also, aber auch eben nichts Besonderes, könnte man meinen. Noise Rock halt. Stimmt aber so dann auch nicht. Denn irgendetwas ist doch speziell an dieser Kapelle, was sie von ihren Genre-Genossen abhebt. Vielleicht ist es dieser latent an DYSE erinnernde Charme, auch wenn es bei MALM doch entschieden aggressiver zugeht. Es mag auch daran liegen, dass die vier Lärmfetischisten trotz der zahlreichen Breaks und wirren Disharmonien stets nachvollziehbar bleiben und beinahe fluffig ins Ohr gehen. Gut, eingängig im klassischen Sinne ist das natürlich nicht, aber eben doch genau mit diesem speziellen Flow ausgestattet, der einem nach einem enervierenden Arbeitstag sozusagen im Blut liegt: Ein erschreckend passender Soundtrack zu einem großstädtischen Alltag voller missmutiger Mitmenschen, Dreck und… ja genau… Lärm. Songs wie „Moderne Sklaverei“ oder „Fassade“ wirken da geradezu wie mitten aus dem Leben gegriffen und schmeicheln auf seltsame Art und Weise der geschundenen Seele. Da fragt man sich nur, wie solcherlei metaphysische Krankheiten von Songs in der beschaulichen Provinz gedeihen können. Aber irgendwie finde ich die Tatsache mehr als nur beruhigend, dass die Tentakeln der Hässlichkeit offenbar bis ins Frankenland und sicherlich auch noch darüber hinaus reichen.

Fazit: „Hüllenlos“ ist ein roher Klotz voller Wut und innerer Zerrissenheit, der sich unnachgiebig ins Gehirn fräst und dort ein lang anhaltendes Feedback erzeugt. Allzu häufiger Genuss mag zwar zu chronischer Paranoia führen, aber wer sich eine Mischung aus DYSE, THE HIRSCH EFFEKT, QUI und RINDERWAHNSINN vorstellen kann, sollte unbedingt mal reinhören und sich die Nerven zerMALMen lassen.

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