
Artist | MANES |
Title | How the world came to an end |
Homepage | MANES |
Label | CANDLELIGHT RECORDS |
Leserbewertung |
In Trondheim gehen die Uhren offenbar noch anders und man schert sich dort nicht um irgendwelche Trends oder Vorgaben. Vielleicht liegt es ja an der klaren Nordluft, die auf der Suche nach der eigenen musikalischen Identität geistige Höhenflüge beschert. MANES jedenfalls beschreiten ihren auf „Vilosophe“ eingeschlagenen Weg mit ihrem neuen Album konsequent weiter und verlassen großen Schrittes immer mutiger ihr ursprünglich metallisches Quartier. Nachdem zwischenzeitlich im Februar 2006 noch die [view] EP erschienen ist und einen Schlusspunkt unter die Zeit bei Code666/ Aural Music setzte, haben die Norweger für ihr drittes Vollzeit-Album nun bei Candlelight unterschrieben, die mit einigen avantgardistischeren Metal-Acts schon Erfahrungen gesammelt haben und daher keine Berührungsängste hatten.
Denn bei der Herangehensweise an das neue Album haben sich MANES keinen Grenzen unterworfen und offen auch auf die Inspiration verschiedener Kollaborateure mit unterschiedlichem Background eingelassen. So agiert man auf „How the world came to an end“ als 16-köpfiges Künstler-Kollektiv, das für viele neue Strömungen gesorgt hat. Neben der dreiköpfigen Stammbesetzung Tor-Helge „Cern“ Skei, Eivind und Torstein D. Parelius sowie den beiden weiteren Langzeitkräften Tor-Arne Helgesen und Asgeir Hatlen, der auch schon “Vilosophe” stimmlich veredelt hat, waren unter anderem Musiker aus der 8-bit/ Chipart-Szene und dem experimentellen Elektronik-Genre sowie verschiedene Vokalisten (darunter Emil Sporsheim, der die [view] EP überwiegend eingesungen hat, je eine norwegische und russische Sängerin und sogar 2 mehrsprachige HipHop MCs) involviert, zudem Cornelius Jakhelln von SOLEFALD und Rune Sørgård, der ebenso wie auch Tor-Arne und Eivind bei ATROX aktiv ist.
Klingt konfus und progressiv? – ist es auch, zumindest auf den ersten Blick. Man benötigt schon mehrere Durchläufe, um langsam hinter das Geheimnis von „How…“ zu kommen. Dann aber vermag das Material absolut seinen Reiz zu versprühen, vorausgesetzt es müssen nicht harte Gitarren durchweg den Ton angeben. Denn auf ihrem Weg zu neuen Ufern werden in der Era III, wie es bei MANES selber heißt, die elektronischen Spielereien fast zwangsläufig immer seltener in ein Rock- oder gar Metal-Gewand gekleidet. Die Gitarren spielen allenfalls noch eine gegenüber anderen Einflüssen wie TripHop Beats oder analogen Sounds gleichrangige Rolle. Dennoch sind sie phasenweise präsent und verbreiten mitunter ein leichtes Industrial-Feeling, so wie in den sehr basslastigen Momenten des Openers „Deeprooted“ oder dem treibenden Mittelpart von „Come to pass“.
Letzteres Stück überrascht erstmals mit französischen und englischen Rap-Einlagen, was aber überhaupt nicht abschreckend sein muss, weil diese keineswegs prollig, sondern eher angepasst düster ausfallen und im Gesamtkontext zweifelsohne funktionieren. Ansonsten bestimmen eben Programming, (Drum)Loops und Sonstiges an Elektronika das Geschehen, oftmals recht entspannt (z.B. „Last lights“ oder „The Cure-all“). Außerdem wird auch innerhalb der einzelnen Songs mit unterschiedlichen Stimmen gearbeitet, die sich gut ergänzen, für Eingängigkeit und mit ihren andersartigen Klängen ebenso für Farbtupfer sorgen, wobei die weibliche Begleitung meist dezent für atmosphärische Zwecke genutzt wird.
Die 10 Tracks unterliegen trotz allem stets einer düster-melancholischen Grundstimmung, sind aufgrund ihrer innovativen und modernen Note aber sicher nicht jedermanns Sache. Wer jedoch aufgeschlossen und interessiert genug ist, sich darauf einzulassen, wird sich auch dafür begeistern können und „How the world came to an end“ am Jahresende sicherlich in seinen persönlichen Charts aufführen. Ich bin jedenfalls schon jetzt gespannt wie ein Flitzebogen, was uns auf dem bereits pauschal angekündigten nächsten Album „Be All/ End All“ so alles erwartet.
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