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MANIAK - Black Thrashing Genocide

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Artist MANIAK
Title Black Thrashing Genocide
Homepage MANIAK
Label GF BLACK METAL
Leserbewertung
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9.5/10 (2 Bewertungen)

Dass die kaum aufhaltbare Globalisierung nahezu überall spürbar wird, erleben wir auch in der einst ursprünglich amerikanisch-europäischen Rock bzw. Metalkultur. Da verwundert es nicht im geringsten, dass man als Rezensent vier asiatisch anmutende sinistre Buben auf einem DIN-A4-Blatt mitsamt synoptischem Info zu Gesichte bekommt, die von spitzen Nieten, leicht schmuddeligen Lederklamotten und prolligstem Kettenstahl förmlich „ausstaffiert“ werden. Einer der Mitglieder des abgebildeten Quartetts trägt sogar eine Kutte klassizistischen Schlags: Blaue Jeansjacke mit abgeschnittenem Kragen und diskret positionierten Patches. NIFELHEIM, MOTÖRHEAD, VENOM – das sind Namen, die wir imstande sind zu entziffern. Der Kuttenträger scheint also zur sonderbaren und spärlich vertretenen Kategorie der „Blackthrasher“ zu gehören. Seine Fähigkeiten stellt er in den Dienst von MANIAK. Und das Verblüffende an dieser Combo ist: Sie kommt doch tatsächlich von den fern gelegenen Philippinen. Ihre Musik ist mehr oder minder kongruent mit der Kutte unseres rechts außen stolz dreinblickenden, mit Pommesgabel und Pornosonnenbrille posierenden Gefährten: Black Thrash Metal; oder wie die Band selbst ihre Musik begrifflich fasst: „Black Thrashing Genocide“ – so auch der Name des vorliegenden Longplayers.

Bei Asiaten erwartet man in der Regel eigentlich eher eine durch ihre Kultur leicht verzerrte Version amerikanischen oder europäischen Extremmetalls, doch in „Black Thrashing Genocide“ finden wir nicht die geringste „Exotisierung“ oder außereuropäische Absonderlichkeit. Hier findet sich knochenbrechender, rumpeliger, gallenverseuchter, schwarz gefärbter Thrash im Stile von NIFELHEIM oder SABBAT (der japanische Haufen, versteht sich). Allerdings reicht der von MANIAK zelebrierte noch nicht einmal in Anteilen an die fast schon reproduzierten Vorbilder heran. Eine gewisse energetische Authentizität und Leidenschaft zum Metal lässt sich gewiss nicht leugnen, doch fällt das Endergebnis einfach zu uneigenständig und ergo einfach zu nachahmend und kopiert aus, da ändert selbst das befleißigte Spucken von Gift und Galle nicht. Hinzu kommt noch der künstlich erzwungene unreine Schmuddelklang, der allenfalls Maniacs der härtesten Sorte von den Plätzen zu reißen vermag, denn man hört im Ganzen einfach viel zu wenig! Das Gesamtbild ist dermaßen undifferenziert rau, dass im Hörer der Wunsch aufkeimt, dass Album möge doch bitte noch einmal eingespielt werden. Das ist weder „true“, noch ist das „Old School“, noch irgendetwas anderes. Einen Euphemismus diesbezüglich kann man sich auf alle Fälle getrost sparen, denn der über die Ohren walzende Brei klingt allenfalls betäubend, knarzig und knacksig. Da stimmt zu null Prozent das Verhältnis zwischen Höhen, Tiefen und Mitten. Die Gitarren-, Bass- und Schlagzeugarbeit ist in „philippinischer Hinsicht“ nicht unbedingt unerträglich und an manchen Stellen auch recht vernünftig, aber den großen Fang machen MANIAK damit noch lange nicht! Es gehört eben mehr dazu, als die bloße Freude am Knüppeln und Poltern, um hemmungslosen und fett klingenden Thrash zu zelebrieren.

Zu meinem eigenen Leidwesen muss ich bekunden, dass sich bereits nach dem zweiten Hördurchlauf Ermüdung und Konzentrationserschlaffung breit machen, weil „Black Thrashing Genocide“ einfach ganz offenkundig kein Flair versprüht, kein Potenzial zur Kultscheibe, geschweige denn zum Geheimtipp impliziert. Die belobhudelnde Anpreisung des Albums auf der DIN-A4-Promo erscheint daher im Lichte einer Täuschung – oder besser gesprochen: Enttäuschung. Zu den einzelnen Liedern gibt es abschließend nicht viel zu sagen, denn sie versinken unglücklicherweise förmlich im schlammigen Pfuhl der Rückwärtsgewandtheit und musikalischen Mittelalterlichkeit. Die Musizierenden „Bass Bulldozer“, „Invocator of Bestial Incantations“ „Six Hell-strings“ und „Hammer of Hate“ sollten sich vielleicht eher überlegen, eine eigene krude Comicserie in ihrer Heimat zu veröffentlichen, in welcher sie selbst als Models des Black Thrash Metal in visualisierter Form ihre Instrumente verdreschen. Da können sie dann meinethalben in jeder Sprechblase voller Wut „Tang Ina Nyo“ (ins Englische übersetzt bedeutet die aus einem einheimischen Dialekt stammende Schmutzfloskel: „Fuck it“; so im Übrigen der Titel des zweiten Ständchens) und mit geballter Faust losbrüllen. Das hätte Charme – auch anno 2009. Jedoch: Wie NIFELHEIM im Backstagebereich des PartySan Open Airs 2006 dagegen eine STRYPER-LP versuchten anzuzünden (was man nicht unbedingt als einen Akt der Kultiviertheit bezeichnen möge) und anschließend auf diese zu urinieren, weiß mehr zu packen und Aufmerksamkeit zu erregen als alles, was man auf dieser Langweilergrille zu lauschen bekommt. Schade drum! Der kurze imaginäre Ausflug nach Fernost hätte soviel lehrreicher und aberwitziger sein können. Tja, Pech gehabt, MANIAK. Als Kompensation lohnt es sich hinwiederum doch sehr viel mehr mal einen kurzen Abstecher ins Ruhrgebiet zu unternehmen und sich für mickrige Taschengeldpreise einen Geheimtipp wie ERAZOR live reinzuziehen. Das ist richtiges Black Thrash Massaker! Da verfliegt der Frust ohne weiteres in „Blastbeat-Eile“ und der Gedanken an mögliche Zeitverschwendung verflüchtigt sich ebenso ganz unbemerkt.

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