
Artist | MAX HERRE |
Title | Ein geschenkter Tag |
Homepage | MAX HERRE |
Label | NESOLA |
Leserbewertung |
„Ein geschenkter Tag“ – was für eine wunderbare Vorstellung! 24 Stunden, die einfach so zur Verfügung stehen. Ungeplant und unverplant. MAX HERRE schenkt uns diesen Tag mit seinem zweiten Soloalbum gleichen Namens. Viele Jahre gab Herre den Fronter der Stuttgarter HipHop-Band FREUNDESKREIS, deren größter Hit das Liebeslied „A-N-N-A“ war. Durch die Musik lernte er auch seine Frau JOY DENALANE kennen, von der er inzwischen getrennt ist. Durch zwei Söhne und gemeinsame musikalische Projekte sind die beiden jedoch immer noch verbunden.
Die Trennung kam 2007 und mit Sicherheit hat sie auch den vorliegenden Silberling beeinflusst, aber was zählt ist der „Blick nach vorn“, den Max mitsamt gefühlvoller Pedal-Steel-Gitarre ins Visier nimmt. Beim satirisch-politischen Titelsong versprüht nicht nur die Mucke im „Symphony-For-The-Devil“-Style, sondern ganz besonders der Text, jede Menge Aufbruchstimmung. Einer der emotionalsten Momente des Albums ist „Scherben“, bei dem die zurückhaltende Instrumentierung durch Streicher-Arrangements veredelt wird. Beim aufgeräumten „Alles da“ übernimmt wie schon bei „Ein geschenkter Tag“ und später noch beim groovigen „Er-sagt-sie-sagt“ Label-Kollege CLUESO die zweite Gesangsstimme, bevor das reduzierte Weg von hier“ ruhigere Töne anschlägt. Jazzige Elemente bringt hier eine Trompete ins Spiel, die beim folgenden „Staub“ Platz macht für emotionale Gitarrenakkorde und eine Rhythmusfraktion im Heartbeat. In Slow Motion geht’s mit „Es geht“ weiter. Diesmal mit zweiter Akustik-Langaxt und einer zusätzlichen Dobro-Gitarre, die dem melancholischen Stück zusätzliches Flair verleiht. Passend zum Titel „Wo rennen wir hin?“ zieht das Tempo im Anschluss an, um dann Patz für eine Ragtime-Nummer zu machen. „Baby Mama Rag“ hätte dem näselnden Gesang nach auch von UDO LINDENBERG sein können, zu dem allerdings besser die Lyrics der Liebesgeschichte zu Zeiten des geteilten Berlins gepasst hätte, die unter „Wir wollen doch einfach nur zusammen sein“ firmiert. „Der Teufel & Der Traum“ passt hervorragend in jede Piano-Bar und einen besseren Ausklang als das pianogeschwängerte „Wir haben’s gesehen“ kann man sich für die gefühlvolle Langrille des 36-jährigen nicht wünschen.
Es scheint fast so, als wäre unter den deutschen Rappern die Liebe zu gitarrendominierten Balladen ausgebrochen. CLUESO hat’s vorgemacht und mit DENNIS LISK von den BEGINNERn hat erst unlängst ein Hip Hopper einen Longplayer veröffentlicht, der einen ganz ähnlichen Weg beschreitet. Ob MAX HERRE seine Fans aus FREUNDESKREIS-Tagen mit „Ein geschenkter Tag“ erreicht, ist fraglich, für kuschelige Stunden am Kamin kommen die Schmuselieder aber genau richtig.
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