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NEUNTÖTER - s/t

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Artist NEUNTÖTER
Title s/t
Homepage NEUNTÖTER
Label EIGENPRODUKTION
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Nachdem STAHLBREZEL Geschichte war und man weiterhin zusammen musizieren wollte, formten die Künstler eine neue Band, nach einem kleinen süßen Vogel benannt, der seine Beute auf spitzen Zweigen oder Stacheldraht aufspießt, bevor sie dann verzehrt wird. Herausgekommen ist dabei die Formation NEUNTÖTER, die sich in diversen Stilrichtungen bewegt und von daher nur schwer in eine Schublade wie etwa Gothic oder „Neue Deutsche Härte“ zu stecken ist. 62 Minuten brachialer Sound warten auf den Hörer des ersten Streichs der NEUNTÖTER, der bereits seit Januar auf dem Markt ist.

Der Longplayer startet mit einem Intro namens „Kindheitstrauma“, bei welchem man nur eine Spieluhr vernimmt, die eine Kindermelodie spielt. Ziemlich verstörend wirkt es zusätzlich noch dadurch, dass es sich anhört, als ob die Musicbox in nicht all zu ferner Zukunft, aufgrund von leeren Batterien, den Geist aufgibt. Wie in diversen Horrorfilmen zu sehen bzw. hören ist, kennt man die unselige Verbindung von Kindern und Gewalt, so dass dem Zuhörer bereits nach wenigen Sekunden das Blut in den Adern gefriert. Im weiteren Verlauf der Scheibe bleibt man den düsteren und eher dämonischen Themen treu, so geht es zum Beispiel direkt weiter mit dem „Totenlied“, bei dem man zwar auf eine sehr heroische Art und Weise beginnt, dann aber durch die Geige im Hintergrund eine eher bedrückende Grundstimmung aufbaut. Mit einer Stimme der allerfiesesten Sorte singt man dann über diverse Todesarten, was wirklich nichts für den zartbesaiteten Teil der Bevölkerung ist. An manchen Stellen klingt man zwar ein wenig nach RAMMSTEIN und deren Sänger Till Lindemann, lässt diese Momente aber direkt durch die nächste Horrorvision – in poetischer Perfektion vorgetragen – verblassen und bleibt der fast dämonisch bösen Stimme treu. Generell legt man den Fokus auf den Tod und das Ableben durch Eigenverschulden, so geht es in „Ein Strick für Herodes“ darum, eben jenen durch Sätze wie „Deine Seele ist nichts wert, Dein Leben muss vergehen, Hängt ihn auf, Macht ihn Stumm“ am Strick baumeln zu sehen und sein Lebensende zu beschleunigen. Dramatisch und bösartig lässt man es dadurch erklingen, dass das Orchester im Hintergrund hektische Melodien spielt, die zum Teil sogar die Riffs übertönen, und durch die Disharmonien, die die beiden Gitarreros fabrizieren. Je länger man das eigenbetitelte Debüt „genießt“, desto eintöniger bzw. langweiliger wird die Thematik rund um Mordgedanken, Selbstmord und ähnlich morbidem Zeugs allerdings. Als kleine Auszeit von der zum Teil wirklich ekligen Lyrik erklingt „Wortlos“ eben genauso, wie es der Name vorwegnimmt, nämlich als Instrumental. Nette Arrangements, die die Streichinstrumente mit den Gitarren harmonisch verschmelzen lassen, zeigen endlich, was die Künstler musikalisch drauf haben. Die letzten Tracks sind dann wieder alle nach dem typischen Schema aufgebaut: Abgehackte Riffs, orchestrale Musik, die dem Ganzen einen epischen Touch gibt, bösartige und manchmal wirklich geschmacklose Texte. Der letzte Song „Epilog“ zeigt dann wieder ein wenig von Innovation, nimmt man doch alle Titel, die man zuvor auf dem Album bewundern konnte und macht daraus eine neue Komposition. Es ist nicht so, dass man Textstücke oder Melodien verwurstet, nein, man nimmt einfach die Titel selbst wie zum Beispiel „Rattengetier“, „Sturmkind“, „Eintausend Sonnen“, „Wortlos“ oder „Totenlied“ und bastelt eine neue Geschichte daraus. Vorgetragen wird der Song mit gezupften und cleanen Gitarren. Gesangstechnisch geht man auf eine Stufe zurück, die angenehmer zu hören ist. Man könnte fast meinen, dass es sich um mittelalterlichen Narrengesang handelt. Sehr schöne Idee, nett vorgetragen, aber leider nicht nett genug, um es wirklich als gut zu bezeichnen.

NEUNTÖTER fabrizieren auf ihrem ersten Album einen wirklich düster klingenden Gothic Metal Mix, der den Hörer nicht wirklich vom Hocker haut, aber dennoch Anhänger finden wird. Die Gitarren sind zum Teil zu dünn geraten und werden häufig durch die zu Anfang noch interessant klingende am Ende dann aber nur noch nervende Geige an die Wand gespielt. Auch wenn man versucht, sich nicht auf eine Schublade zu fixieren, kann man trotzdem nicht behaupten, dass die Scheibe innovativ klingt. Der Gesang wirkt in manchen Textpassagen wirklich übertrieben böse, so dass man die Stücke nicht immer ernst nehmen kann, denn nicht alles, was richtig schön evil klingt, ist auch automatisch gut. Hinzu kommt noch, dass man thematisch häufig an die Grenzen des guten Geschmacks geht. Für aus tiefsten Herzen böse Metaller mag die Scheibe womöglich gelungen sein, für alle anderen ist es einfach nur ein weiteres Glühwürmchen am Gothic-Himmel.

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