
Artist | NORMAHL |
Title | Zounds Best: Punk ist keine Religion |
Homepage | NORMAHL |
Label | ZOUNDS |
Leserbewertung |
Bevor ich auf die Band eingehe, möchte ich an dieser Stelle zwei Sätze über das Label schreiben: Zounds ist eine Klangschmiede, die sich zur Aufgabe gemacht hat, Musik aus allen Dekaden und unterschiedlichsten Genres aufzubereiten und dem audiophilen/ klangbewussten Hörer in optimaler Qualität zu präsentieren. Dabei legt man wohl mehr als viele andere Labels Wert auf Klang, Songauswahl, hochwertige Pressung (gern auch mal auf Gold-CDs) und informatives Begleitheft und gesellt sich so in die Liga der hochwertigen Klangschmieden wie etwa Inakustik oder auch Sieveking ein. Und hier liegt nun die „Zounds-Best“ einer der ältesten Punkbands Deutschlands vor. OK, wenn man von deutschem Punk spricht, kommen meist immer Städte wie Berlin oder Düsseldorf ins Spiel – aber der Szenekenner wird nicht abstreiten können, dass es ohne die Schwaben von NORMAHL womöglich die eine oder andere Band nicht gegeben hätte. Denn 1978 gehörten NORMAHL wohl zu den ersten Punks, die ihrer Ideologie durch eigene Musik Ausdruck verliehen und nicht nur durch ihr Auftreten.
„Punk ist keine Religion“ ist ein knapp achtzigminütiger Überblick über die verschiedenen Schaffensphasen der Band. Den Anfang macht „Nach all den Jahren“ – ein nachdenkliches Lied über Veränderungen im Leben. Zahm aber gut als Opener. Mit „Mann aus Eis“ folgt wohl einer der wichtigsten Polit-Punksongs der Band. Gleich im Anschluss hämmert der Compilation-Titeltrack aus den Boxen. Ein Statement, das sich wohl jedes musikalische Genre zu Eigen machen sollte: „Punk ist keine Religion. Punk ist seinen eigenen Weg zu gehen.“ Weitere klare Aussagen in Richtung Selbständigkeit und Treue gegenüber sich und seinen Idealen folgen dann auch mit „Hans im Glück“ und „Geh wie ein Tiger“ (der Kommentar im Begleitheft: „laut Bravo (!) die beste Punk-Ballade aller Zeiten“). Später ertönen auch der grandiose „Trümmertango“ oder das sehr kritische „Deutsche Waffen“. Man merkt, dass die Band weit mehr wollte als bloße Provokation. Dass NORMAHL jedoch nicht nur politischen Punk spielten, zeigen dann auch andere Songs. Sei es „Drecksau“ (kein Kommentar), „Fraggles“, „Biervampir“ oder „Whiskey Pur“. Die Band beweist Humor. Selbst die Stücke, die sich auf den Punk und das Leben als solches beziehen, finden hier Platz. So erblühen hier die „Blumen im Müll“ und man kommt der Aufforderung nach: „Komm erzähl mir über Punk“. Und ja, selbst die zwei wichtigsten Cover sind zu finden. Zum einen „Ca plane pour moi“ und zum anderen die „Diplomatenjagd“. Auch Besas Soloausflug wurde mit „Schneestürme“ gewürdigt. Und fast zum Schluss darf sogar Besas kleine Schwester ans Mikro und überzeugt bei „Get insane“. Zum Finale folgt noch „Niemals vergessen“, ein Stück, das lyrisch für sich spricht. Was ebenfalls für sich spricht, sind Klang und Aufmachung. Zounds hat hier mit Cedar wieder ganze Arbeit geleistet und überzeugt mit transparentem und druckvollem Mastering. Auch das Begleitheft ist informativ, interessant, und (da Zounds ein deutsches Label ist) komplett in Deutsch.
Ich muss „gestehen“, dass der Punk zu meinen Jugendeinflüssen gehörte. Seien es die SEX PISTOLS, CLASH oder auch die RAMONES. So waren NORMAHL auch keine Fremden für mich. Und diese Zusammenstellung beweist, dass es (Zitat aus dem Begleitheft) „zumindest was die Musik und den Punk angeht – noch nie einen Grund gab, nach Berlin oder Düsseldorf zu fahren …“
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