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NOYCE TM - Un:Welt

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Artist NOYCE TM
Title Un:Welt
Homepage NOYCE TM
Label FOCILE ART TRIBE
Leserbewertung
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7.8/10 (31 Bewertungen)

Mit fast einem Jahr Verzug ist es nun endlich da. Das neue Werk „Un:Welt“ der Düsseldorfer Elektro-Formation NOYCE TM. Passend dazu und hoffentlich nicht zu abgedroschen klingt das Sprichwort „Gut Ding will Weile haben“, denn die Verzögerung ging sicherlich nicht zu qualitativen Lasten des Outputs. Eher im Gegenteil! Nach ersten musikalischen Gehversuchen mit dem Projekt SILENCE GIFT ab dem Jahre 1987 starteten Florian Schäfer und Oliver Goertz ihre musikalische Laufbahn. Circa 10 Jahre später wurde NOYCE TM gegründet. Mit Veröffentlichungen wie „The White Room“ oder dem 2006er Erfolg „Coma“ machte man sich einen Namen und tourte erfolgreich mit Szenegrößen wie VNV NATION, FUNKER VOGT oder zuletzt DIARY OF DREAMS (von denen man sich auch die Interpunktion des Titels entliehen hat?). Mittlerweile hat die Band Verstärkung in Form von Drummer Thomas „Fleisch“ Krupatz und taufrisch Poschmann, der mit seiner singenden Säge für Aufsehen bei den nächsten Live-Auftritten sorgen wird.

Doch kommen wir nun endlich zu den 12 neuen Stücken, die in einem wunderschönen und edel aufgemachten Digipack verpackt daherkommen. Detailverliebtheit zieht sich durch das gesamte Werk, welches durch einen Auszug aus Goethes Schauspiel „Götz von Berlichingen“, betitelt als „Freiheit“ sanft in die Thematik einleitet. Ebenfalls passend ist auch das Cover des Albums auf dem die Freiheitsstatue abgebildet ist. DAS Symbol schlechthin, allerdings mit erloschener Fackel und konträr dazu sieht man die Türme des World Trade Centers, welche die „Unwirklichkeit“ grafisch darstellen. Gar nicht so apokalyptisch, sondern eher frisch und klar klingt „This World“, wo man sich unbeschwert und fröhlich tanzend bewegen möchte. Florians Stimme geht durch und durch und der ausgefeilte Sound machte den Song sofort zu einem meiner Favoriten. Mit dem deutschsprachigen „Tagwerk“ geht es tiefgründig und eindrucksvoll weiter. Text und Sound sprechen gleichermaßen an. Ungewöhnlich geht es dann mit orientalischen Klängen weiter. „Inschallah“ präsentiert sich ganz experimentell und beweist einmal mehr, dass sich NOYCE TM nicht einfach so in eine Schublade pressen lassen. Es brauchte einige Anläufe, aber die Thematik Religion machen das Stück durchaus interessant. Der Titeltrack „Un:Welt“ bietet abwechslungsreichen Gesang, der von gesprochenen bis zu äußerst melodiösen Passagen reicht. Hymnisch schmeichelt sich dieser samtig, kraftvoll und tief ins Ohr. Einer meiner absoluten Favoriten! Ein bisschen 80iger Feeling kommt bei „Half Life“ rüber… Ein alter Bekannter folgt mit „Our World“, bevor mit „Karolinko“ das Thema Kindesmisshandlung thematisiert wird. Besonders berührend und aufrüttelnd bewegt die unglaubliche Geschichte des kleinen Mädchens, welches mit nicht einmal 4 Jahre sterben musste. Kein Track passt besser zum Albumtitel als dieser Song! Menschliche Grausamkeiten und Unarten sind auch Themen der nächsten Stücke „Holy Crusade“ und „A long way gone“, die wieder schneller und elektrolastiger ausfallen. Dramatisch und tiefgehend sind auch die Lyrics und Melodik des von unerfüllter Liebe handelnden Songs „Un:Jahre“. Schlussendlich sorgt die eingängig und melodisch, verzaubernde Ballade „The Last Effort“ für einen sanften Ausstieg und der Kreis schließt sich, weil nochmals der Refrain aus „This World“ aufgegriffen wird: „This world. This world is amazing…“.

Facetten- und ideenreich umgesetzt klingt keine Komposition wie die andere und es gibt auch nach etlichen Hördurchgängen kleine, liebevolle Feinheiten zu entdecken, die unheimlich Spaß machen. Ein intensives Album mit Persönlichkeit und Herzblut!

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