
Artist | OASIS |
Title | Dig Out Your Soul |
Homepage | OASIS |
Label | BIG BROTHER |
Leserbewertung |
OASIS melden sich drei Jahre nach dem letzten Studioalbum „Don’t Believe The Truth“ mit neuem Material zurück! Doch wie hätte es anders sein können? Zunächst einmal machten die Gallagher-Brüder wieder mit einer Prügelei von sich reden. Diesmal wurde Gitarrist und Songwriter Noel allerdings nicht selbst handgreiflich, sondern wurde bei einem Konzert in Toronto von einem Fan derart in die Mangel genommen, dass drei Rippen brachen. Jetzt haben die Ärzte Mr. Gallagher fürs Erste viel Ruhe und absolute Bühnenabstinenz verordnet, weshalb wir uns ausgiebig dem brandaktuellen Silberling widmen wollen.
Mehr als 50 Millionen Scheiben haben OASIS in den letzten 14 Jahren verkauft und mit „Don’t Look Back In Anger“ und „Wonderwall“ Brit-Pop-Hymnen geschaffen, die sich auf Alben wie „Be Here Now“, „(What’S The Story) Morning Glory?“ und dem Debüt „Definitely Maybe“ wiederfinden. „Dig Out Your Soul“ hat gute Chancen, diese Summen großzügig nach oben zu korrigieren, da das, was die Vorabsingle „The Shock of The Lightning“ versprochen hat, von OASIS tatsächlich gehalten wird. Zweifelsohne klingt der Song am prägnantesten nach OASIS, aber auch der Opener „Bag It Up, der ebenfalls direkt im Studio von Noel geschrieben wurde, besitzt alle Qualitäten eines Stompers, bevor mit „The Turning“ und „Waiting For The Rapture“ ein nachdenklicher, rhythmusbetonter Mix aus Hoffnung und Desillusion zum Tragen kommt. Inzwischen sind die Zeiten vorbei, da Noel sich das ausschließliche Songwriting-Recht verbehält, so dass auch von Bruder Liam Tracks kommen. Etwa die melancholische Pianoballade „I’m Outta Time“, das knackige „Ain’t Got Nothin’“ und der psychedelischen Ausputzer „Soldier On“. Auch Gitarrist Gem Archer hat sich mit einem Stück verewigt: „To Be Where There’s Life“ bringt ein wenig indische Würze ins Spiel, während Andy Bells (Bass) es mit „The Nature of Reality“ scheppern und krachen lässt. Extrem retro geht es derweil bei Noels „(Get Off Your) High Horse Lady“ zur Sache (der Song hat seine Wurzeln in TOMMY TUCKERs „High Heel Sneakers“), um vom vielschichtigen „Falling Down“ abgelöst zu werden. Die Nummer verströmt jede Menge OASIS-Charisma zwischen Schwermut und Aufmüpfigkeit und zählt damit ganz klar zu meinen Favoriten.
Zu erwähnen wäre außerdem noch, dass bei „I’m Outta Time“ zwischendurch Interviewausschnitte mit John Lennon zu hören sind. Die BEATLES-Reminiszenzen sind auch auf „Dig Out Your Soul“ unüberhörbar, ebenso wie das Gallaghersche Changieren zwischen Genie und Wahnsinn. Neu ist an dieser Platte vielleicht, dass zum ersten Mal die Band als ganzes an dem Album gearbeitet hat. Selbiges ist zwar schwer vorzustellen, wenn man sich überlegt, was für Zankhähne die Gebrüder Gallagher sind, aber für einen Normalsterblichen sind wahrscheinlich auch die Koks- und Alkoholeskapaden (mit den damit verbundenen Gedächtnisverlusten) der Engländer jenseits von gut und böse. Auf jeden Fall haben OASIS sich mit ihrer neuen Langrille erneut von einer sehr kreativen und absolut hörenswerten Seite gezeigt. Mal schauen, was in Yellow Press über die Jungs in Zukunft wieder an Ausfällen zu berichten hat.
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