
Artist | OBRERO |
Title | Mortui Vivos Docent |
Homepage | OBRERO |
Label | NIGHTTRIPPER RECORDS |
Leserbewertung |
Ja, lieber Leser, es gibt ihn, den Unterschied zwischen Doom und Stoner. Auch wenn wahrscheinlich selbst der größte Dogmatiker Schwierigkeiten hätte, eine gerade und unzweideutige Linie zwischen diesen beiden Genres zu ziehen. Im Falle der schwedischen OBRERO mag sich nicht einmal die Plattenfirma entscheiden und drückt dem Debütalbum „Mortui Vivos Docent“ der Einfachheit halber den Stempel „Doom/ Stoner Metal“ auf.
Treten wir also die Beweisführung an: Zunächst einmal sind alle Zutaten des klassischen Doom vorhanden, angefangen bei den tonnenschweren Riffs inklusive Tony Iommi-verdächtiger Bedienung der Sechssaitigen und den simplen Melodiebögen im betont aggressiven Gesang von Martin Missy (einigen vielleicht noch von PROTECTOR bekannt), die sich des Öfteren fast eins zu eins an den Gitarrenspuren orientieren. Auch der extrem trockene Sound und das durchgehend schleppende Tempo sprechen eine deutliche Sprache und sorgen dafür, dass sich „Mortui Vivos Docent“ wie Blei auf die Gelenke legt, so dass jede Bewegung zur Qual wird (vom heftigen Kopfnicken mal abgesehen). Damit sind OBRERO eigentlich bereits mehr Doom als so manche, die es gerne wären. Weitere Indizien wie der lateinische Albumtitel, die mystischen Texte oder die grundsätzliche Überlänge der Songs brauchen da schon gar nicht mehr ins Feld geführt werden. Hier wird eindeutig der Geist der Pioniere herauf beschworen, also SAINT VITUS, CANDLEMASS, THE OBSESSED und natürlich BLACK SABBATH zu Ozzy-Zeiten, wenn wir denn ganz weit zurück gehen wollen. Und das, hohes Gericht, machen die fünf bärtigen, böse aus der Wäsche schauenden Herren wirklich verflucht gut, was in einem Bereich, in dem die Neuerfindung des Rades so gut wie unmöglich ist, mehr als nur wichtig ist. Aber wir haben es hier schließlich auch nicht mit blutigen Anfängern zu tun, sondern mit gestandenen Musikern, die bereits langjährige Erfahrung, allerdings vor allem im Death- / Thrash-Bereich gesammelt haben. Es scheint immer wieder eine gute Idee zu sein, wenn Vertreter der härteren und schnelleren Gangart die Langsamkeit entdecken. Häufig kommt wirklich hohe Qualität dabei heraus, so wie bei OBRERO eben, die sich somit bereits mit ihrem Debüt von einem Großteil der Konkurrenz absetzen können.
Fazit: keine wabernde Schwerelosigkeit, die den benebelten Geist in ungeahnte Weiten vordringen lässt, sondern statt dessen schwer wiegende Depression, gepaart mit einer gehörigen Portion Bösartigkeit, dass man glauben mag, das erlösende Ende der Welt stehe kurz bevor. Doom eben, und zwar äußerst fett.
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