
Artist | OLD CROW MEDICINE SHOW |
Title | Tennessee Pusher |
Homepage | OLD CROW MEDICINE SHOW |
Label | NETTWERK RECORDS |
Leserbewertung |
Wenn der Terrorverlag von Country-Platten berichtet, sind das im Regelfall Rock-Scheiben, die vom Country beeinflusst sind oder das ein oder andere Country-Element ihr Eigen nennen. Nicht so bei OLD CROW MEDICINE SHOW. Hier steht tatsächlich waschechter Bluegrass im Vordergrund, dem noch Americana und Blues hinzugefügt wurde. Inzwischen ist das Quintett aus Nashville mit dem dritten Album namens „Tennessee Pusher“ unterwegs und ich darf mir überlegen, ob an mir wohl ein Cowgirl verloren gegangen ist.
Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist dieser Old School Country schon, wenngleich zwischen Fiedel, Banjo, Mundharmonika und Slide Guitar auch noch Platz für Gitarre und Bass ist, die dem Ganzen einen gewissen rockigen Anstrich verleihen. So geschehen etwa bei „Methamphetamine“, das einem Song folgt, bei dem man nur nachdenklich auf einen Grashalm kauend ins Lagerfeuer schauen kann: „The Greatest Hustler of All“ ist schon fast provozierend langsam, wie man es sonst nur noch von den Jack-Daniels-Mitarbeitern kennt, die gelassen darauf warten, dass der Whiskey reift. Natürlich geht es bei der OLD CROW MEDICINE SHOW auch flotter zur Sache; schon der Opener „Alabama High-Test“ animiert zum Line Dance und auch „Mary’s Kitchen“ bringt die Füße zum Wippen. Der Titeltrack „Tennessee Pusher“ zählt hingegen zu den zurückhaltenden Vertretern des Silberlings. Hier darf eher zugehört werden, überhaupt scheinen die Südstaaten-Jungs ein ziemlich weiches Herz zu haben, interpretiert man ihre gefühlvollen Stücken richtig. „Next Go’ Round“, „Motel In Memphis“ und „Always Lift Him Up” sind auf jeden Fall so richtige Brokeback-Mountain-Schmachter, die jedoch auch immer wieder Aufmunterung erfahren. „Caroline“ macht richtig gute Laune, ebenso wie „Humdinger“ oder „That Evening Sun“, wobei ein gewisser melancholischer Unterton jederzeit mitschwingt und bei „Highway Halo“ und „Crazy Eyes“ auch wieder stärker zum Tragen kommt.
Zweifellos mal was ganz anderes, aber dabei nicht ohne Reiz. In good old Germany werden OLD CROW MEDICINE SHOW mit ihrer Mucke nicht unbedingt die Massen begeistern können, aber der ein oder andere Freizeit-Cowboy wird zu den Songs sicherlich sehnsüchtig seinen Gedanken an den Wilden Westen und die weite Prärie nachhängen können. Ich bleibe derweil der Zivilisation erhalten, muss nur eben noch mal meinen Stetson gerade rücken. Howdee!
Hinterlassen Sie einen Kommentar.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.