
Artist | OLLI SCHULZ |
Title | Scheiß Leben, gut erzählt |
Homepage | OLLI SCHULZ |
Label | TROCADERO |
Leserbewertung |
OLLI SCHULZ und seine Plattenfirma haben ein ziemliches Geheimnis um „Scheiß Leben, gut erzählt“ gemacht. Auch die Presse musste bis zum Tag der Veröffentlichung warten, um die zehn Lieder vom neuen Studio-Album des Wahl-Berliners zu hören. Vorab-Singles hat es ebenfalls nicht gegeben, was laut dem gebürtigen Hamburger daran liegt, dass „Scheiß Leben, gut erzählt“ wie ein Mix-Tape funktionieren soll und deshalb kein Track hervorgehoben werden soll.
Also gehen wir einfach mal chronologisch vor und nehmen uns zunächst den Opener „Schockst nicht mehr“ vor, der auch verwendet werden kann, um dem Beziehungspartner zu sagen, dass irgendwie die Luft raus ist. Ein Song, ganz so wie man ihn von dem 44-jährigen Musiker, Entertainer, Moderator und Schauspieler erwartet. Anders sieht es mit „Ganz große Freiheit“ aus. Hier spielt Olli mit für ihn untypischen elektronischen Versatzstücken und legt die lieb gewonnene Akustikgitarre in die Ecke. Gleiches gilt für „Ambivalent“, bei dem neben Rap-Einlagen ebenfalls die Synths das Sagen haben, um schließlich mit „Wölfe“ in sacht groovende Reggae-Gefilde abzudriften. Den alten Schulz gibt’s mit dem dezent countryesken „Wachsen (im Speisesaal des Lebens)“ wieder – inklusive der wunderbaren Zeile ‚Der Warteraum zum Glück bleibt im Haus das größte Zimmer’. Seinen Kumpel Bjarne Mädel hat Olli unterdessen für die Handclap-Nummer „Junge Frau sucht…“ verpflichtet. Bjarnes Rolle: der 56-jährige Gerd, seines Zeichens professioneller Pannenhelfer und Philosoph. Nicht minder gelungen: „Skat spielen mit den Jungs“, ein ebenso tiefgründiges wie federleichtes Stück, mit dem sich Kollege Schulz auch in die Herzen der Oldschool-Kartendrescher höheren Semesters singen wird. „Sportboot“ präsentiert sich weniger tiefsinnig, dürfte aber live für großartige Publikumsspielchen taugen. Mein Favorit der knapp 30-minütigen Langrille ist ganz klar die Hymne „Schmeiß’ alles rein“, auf die mit „Schmeckt wie…“ ein reduzierter Lagerfeuer-Song mitsamt des besonderen Schulz-Humors folgt.
Auf „Scheiß Leben, gut erzählt“ waren jede Menge Gäste dabei (in der Reihenfolge ihrer Auftritte): Max Schröder, George Lindsay, Ali As, Linda Zervakis, Gisbert zu Knyphausen, Friedrich Paravicini, Polly, Olli Dittrich und Bjarne Mädel. Max Schröder war einst DER HUND MARIE und hat mit Olli Anfang/Mitte der Nuller Jahre die ersten drei Platten gemacht. GISBERT ZU KNYPHAUSEN hat währenddessen in der Vergangenheit bereits live den Bass gezupft; man darf gespannt sein, ob er auch bei den Gigs im März und April dabei sein wird. Wer jetzt allerdings noch keine Karten hat, wird es nur schwer selbst in Erfahrung bringen, denn sämtliche Termine sind bereits ausverkauft. Bleibt zunächst nur die Konservenkost, die vermutlich durchaus polarisieren wird und auch ich muss gestehen, dass mir die Tracks am besten gefallen, die nach dem „bekannten“ OLLI SCHULZ klingen. Der hat übrigens angekündigt, auf seinen Konzerten zukünftig weniger zu quatschen und mehr Musik zu machen. Ob das klappt?
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