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ØLTEN - s/t

VN:F [1.9.22_1171]
Artist ØLTEN
Title s/t
Label HUMMUS/ DIVISION
Leserbewertung
VN:F [1.9.22_1171]
10.0/10 (1 Bewertungen)

In Form von ØLTEN betreten drei unrasierte Herren aus der Schweiz die Kampfbahn des momentan offenbar immer beliebter werdenden, Doom-geschwängerten Post Metal und beehren uns mit ihrer selbstbetitelten Debüt-EP, die vier Songs mit einer Gesamtspiellänge von 25 Minuten umfasst.

Die Eidgenossen, die sich in ihrer Biographie nicht nur als Misanthropen, sondern auch als Anhänger der Schweizer Kugelstoß-Legende Werner Günthör outen, pflegen darauf eine musikalische Gangart, die man wohl mindestens als Schwerathletik bezeichnen müsste. Der Opener „Peplum“ rollt zunächst einen dicken Drone-Teppich auf dem Boden der Tatsachen aus, den dann nach einem kurzen Moment grazil tänzelnd eine Postrock-Gitarre betritt, die sich nach einer gekonnten halben Drehung als beeindruckendes Muskelpaket entpuppt, mit einer stählernen Abrissbirne in der Hand. Zwei schwere, pumpende Schritte Anlauf, das Ding weggefeuert… und… in 23 Takten Entfernung ein beeindruckender Einschlag, der einen überdimensionalen Krater als jegliche Materie absorbierendes schwarzes Loch hinterlässt. Irgendwie doch ein wenig wie Kugelstoßen also. Nicht wesentlich anders geht es auf den weiteren drei subtil betitelten Brocken von Songs zu. Das ist von Alpha bis OMEGA MASSIF und mitunter regelrecht neurotisch (sic!), wie ØLTEN es schaffen, mit minimalistischen Mitteln dicht verwobene Postrock-Klangteppiche zu erschaffen, die ihre Struktur auch dann nicht verlieren, wenn die tonnenschwere Dampfwalze über sie hinweg rollt, sondern mittels dieser grobschlächtigen Behandlung tatsächlich noch an Passform gewinnen, so dass das Gehirn des Hörers auch garantiert hermetisch abgeriegelt wird. RUSSIAN CIRCLES kommen einem da in den Sinn, oder auch US CHRISTMAS. Letztere klingen zwar, oberflächlich betrachtet, völlig anders als ØLTEN, haben aber letztlich nur einen anderen Approach zur gleichen Problemstellung, nämlich trotz Doom-Core-Kälte angenehm warmherzig knisternde Postrock-Perlen zu kreieren. Eine Hürde, an der viele außer den oben genannten (und noch zwei bis drei weiteren) Bands mitunter scheitern. ØLTEN nehmen diese mit Bravour und schüren dadurch bereits mit ihrem Erstling kräftig die Erwartungen an weitere Lebenszeichen. Bis dahin gilt für die hier vorliegenden vier Songs eine unbedingte Kaufempfehlung.

Fazit: ØLTEN verabreichen dem Hörer auf dieser EP sicherlich keine leichte Kost, die vier Tracks erfordern volle Aufmerksamkeit, um sich voll zu entfalten. Dafür entlohnen sie mit brachialer Schönheit und einer beeindruckenden Spannweite. Genau das Richtige für den anbrechenden Herbst.

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