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PAINBASTARD - Kriegserklärung

VN:F [1.9.22_1171]
Artist PAINBASTARD
Title Kriegserklärung
Homepage PAINBASTARD
Label ACCESSION
Leserbewertung
VN:F [1.9.22_1171]
6.0/10 (15 Bewertungen)

Der Advocatus Diaboli der deutschen Elektro Szene kehrt zurück und das gleich mit einer Kriegserklärung! Wobei das in diesem Kontext weniger das typische Hellectro-Vokabular ist, sondern eine Bestandsaufnahme unserer kaputten Gesellschaft, derer Alex P. offensichtlich mehr als überdrüssig ist. In gewissem Sinne die Scheibe zur Weltwirtschaftskrise, zu Heuchelei und Terrorismus, ein aggressives Tondokument im Sinne der Katharsis. Wenngleich die verwendete Lyrik hin und wieder an die norddeutsche Tiefebene gemahnt, verfehlt doch die Message den politisch/ sozial interessierten Hörer keineswegs. So denn er gewillt ist, sein Gehirn anzuschalten und sich mit den unbequemen Inhalten auseinanderzusetzen. Das Ganze in einem Mix von Genre-Veteran Daniel Myer bestmöglich eingetütet.

Musikalisch hat sich der PAINBASTARD mittlerweile in einem Dreieck aus Dark Electro, Future Pop und Aggrotech häuslich niedergelassen, niemals zu weichgespült, niemals zu stumpf. Härtemässig also ähnlich wie die Label-Kollegen [:SITD:], die hin und wieder auch beim Gesang durchscheinen, wobei dieser insgesamt deutlich variabler ausfällt. Ob nun aggressive Shouts bei „BCM“ (inklusive einer putzigen ROTERSAND-Hommage mit Gruß vom Mastering) oder ansatzweise cleaner Gesang oder im SUICIDE COMMANDO-verzerrten Stil: Alex P. variiert immer dem jeweiligen Song angemessen, kann verschiedene Stimmungen erzeugen. Dunkle Flächen, interessante Rhythmik („Seek & Destroy“), ansprechende Melodiebögen. Nur der ganz „große“ Hit fehlt diesmal (remember „Sternentanz“), dafür wird hier durchweg auf hohem Niveau gelärmt. Auch vor SCOOTER-ähnlichen Effekten wird nicht haltgemacht, ebenso wenig wie vor der Verwendung kontroverser Samples. Das Titelstück bietet diesbezüglich eine fast lapidare Aufzählung unseres alltäglichen Wahnsinns: Umweltzerstörung, Massaker, Kriegshandlungen, politische Ohnmacht (insbesondere in Brüssel) – sogar hierzulande ja oft verpönte Israel-Kritik wird zitiert, bevor Alex zum ganz persönlichen Widerstand aufruft. Denn „Wir sind das Volk“!

Aber auch ungeachtet des gesellschaftlichen Kontexts kann die Scheibe vollends überzeugen, denn letztlich soll das gute Teil ja „rocken“ und in den dunklen Clubs für zuckende Leiber sorgen. Dafür bieten sich gleich mehrere Tracks an, die den Leipziger Künstler in kompositorischer Bestform zeigen. Kein innovatives Meisterwerk aber eine Ausgestaltung bekannter Elemente in feinster Manier plus intelligentem Subtext. Diese Kriegserklärung darf man gerne unterzeichnen… Neben der einfachen Ausgabe existiert übrigens auch noch eine Doppel-CD-Variante mit 14 bis dato unveröffentlichten Titeln aus der Anfangsphase des Projekts („Kriegspfade 1998 – 2001“ getauft).

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