
Artist | PLACEBO |
Title | We Come In Pieces (2-DVD) |
Homepage | PLACEBO |
Label | EDEL |
Leserbewertung |
Er beginnt mit stilsicherer Schwarzweißoptik und getragenen Klängen, der Mitschnitt vom PLACEBO-Gig in der Londoner Brixton Academy im letzten Jahr. Brian Molko, Stefan Olsdal und Steven Forrest kommen auf die Bühne: Schnitt zur Klang- und Farbattacke. „Nancy Boy“ grätscht in die künstlerische Getragenheit, und ab geht die Post.
Vielleicht ist es der pointierte Kontrast, der alle Farben so hell und das Bild so klar wirken lässt – vielleicht ist die technische Qualität aber auch einfach besonders gut. Die aufwändige Lightshow mit ihren abgefahrenen Effekten wird zusätzlich durch kurze Bildelemente unterbrochen, die beispielsweise Sequenzen aufnehmen, die zeitgleich über die Videoleinwand laufen, aber sie werden äußerst sensibel eingesetzt, damit der der Livecharakter nicht verloren geht. Allerdings: Ein bisschen poliert wirkt die Show dadurch, und noch glatter hätte es auch wirklich nicht werden dürfen, auch vom Sound her nicht.
Andererseits sind PLACEBO live einfach unglaublich versiert – die Dramaturgie ist perfekt, wirkt aber nicht einstudiert, und gerade die Songs, bei denen sie von der Studiovorlage abweichen, kommen hervorragend, allen voran „Meds“ und das NIRVANA-Cover „All Apologies“, das sich so anhört, als sei es ein PLACEBO-Original. „Meds“ ist dann auch der Startschuss für die Steigerung, die ab der Konzertmitte auf das grandiose Finale hinsteuert. „What It’s Worth“ zieht das Tempo noch einmal richtig an, „Song To Say Goodbye“ erhöht die emotionale Intensität noch mal ordentlich, und „The Bitter End“ ist der passende letzte Song vor der Zugabe: Die Academy bebt. Und es ist noch immer Luft nach oben, wie spätestens der letzte Zugabensong „Taste In Men“ zeigt, bei dem die Herren ein Feedback-Feuerwerk erster Klasse entfesseln. Dabei ist eigentlich keiner der drei ein Frontmann von klassischem Format, aber das wiederum sorgt auch dafür, dass bei allem Lasergewitter nie auch nur der Hauch eines Rockklischees bei diesem Gig zu spüren ist – keine peinlichen großen Gesten, keine überzogene Show. „We Come In Pieces“ zieht seine Kraft allein aus der Musik.
Als Bonus sind auf DVD 1 weitere Livetracks enthalten, die von Gigs auf der ganzen Welt stammen, und hier geht es etwas mehr back to the roots – weniger Effekte, etwas grobkörniger und insgesamt zwar vielleicht nicht ganz so Kinnladerunterklappend beeindruckend, aber dafür einen Hauch authentischer und von daher eine optimale Ergänzung zum Academy-Konzert.
DVD 2 bietet den zehnminütigen Kurzfilm „Trigger Happy Hands“, dessen Bezug zur Band vor allem im Titel besteht, sowie die Dokumentation „Coming Up For Air“ über die Tournee, die PLACEBO von 2008 bis 2010 durch die ganze Welt führte – ein Reisetagebuch in sehr schönen Bildern und mit viel Ambiente, immer wieder unterbrochen von Interviews mit den Musikern, die intimer ausfallen als erwartet und viel über die Bandchemie und die einzelnen Persönlichkeiten verraten, aber nie voyeuristisch werden. Passend zum durchgestylten, und bei aller Professionalität höchst emotionalen Inhalt ist auch die Verpackung ansprechend als Digipak-Buch gestaltet. Stimmig und durchweg gelungen.
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