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PORTUGAL. THE MAN - Waiter: „You vultures!“

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Artist PORTUGAL. THE MAN
Title Waiter: „You vultures!“
Homepage PORTUGAL. THE MAN
Label DEFIANCE RECORDS
Leserbewertung
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8.3/10 (3 Bewertungen)

„Die wächst noch“ versichert der Terrorchef (oft und) gerne, wenn ich einer CD nicht gleich die erhoffte Begeisterung entgegen bringen kann. Im Fall der sehr eigentümlich benamsten Indierock-Kapelle PORTUGAL.THEMAN waren derartige Beteuerungen mal nicht nötig, das Debüt „Waiter: The vultures!“ fand ich sofort klasse. Trotzdem wuchs die Scheibe nach urlaubsseliger Dauerrotation tatsächlich noch und brannte sich in meine Gehörgänge wie die Nordseesonne auf meiner Haut. Und dabei kommen die vier Jungs (fast) alle aus Alaska. Sänger John Baldwin Gourlez kennt das Leben in der Wildnis und Abgeschiedenheit allein mit Generator, ohne Telefon. Sein Vater schenkte ihm seine erste Gitarre. So erklärt sich möglicherweise, dass das Kleeblatt musikalisch eher durch die Generation ihrer Väter inspiriert scheint, als durch aktuelle Trends und dabei eindrucksvoll beweist, dass man deswegen nicht zwangsweise wie MANDO DIAO oder FRANZ FERDINAND klingen muss. Stattdessen kreieren sie einen sehr eigenständigen innovativ-frischen Stil ohne auf Eingängigkeit zu verzichten.

Einen hohen Stellenwert nimmt dabei sicherlich die helle, fast androgyne Stimme von Sänger Gouley ein – sehr unique und vielleicht nicht jedermanns Sache, aber eben darum nicht beliebig und austauschbar. Auch seine Saitenarbeit setzt sich angenehm vom üblichen Indiegeschrammel ab. Kumpel Zachary Scott Carothers steuert Bass und auch ein paar Vocals bei, auch Wesley James Hubbard gehört seit den Anfangstagen dazu, das war 2002. Später machte dann Jason Wade Sechrist mit seiner Percussion das Quartett perfekt. Zusammen präsentieren sie Smasher wie den Opener „How the leopard got its spot“ oder „Elephants“, das ohne klassische Drums sehr dynamisch wirkt. Beiden Stücken mangelt es trotz komplexem Songaufbau mit vielen Breaks nicht an nötigen Hooks. Die Stimmung ist insgesamt entspannt, unterschwellig sehnsüchtig und manchmal, wie bei „AKA M80 The Wolf“, von schwüler Lethargie, während „Marching with 6“ eher Sonnenstich-psychedelisch aus der Reihe tanzt. Wunderschön die von präziser Saitenarbeit getragene Hymne „Waiter“ – Gourlez hier stimmlich auf seinem expressiven Höhepunkt. Für die nun einsetzende Noise Attacke „Chicago“ muss man etwas Nerven aufbringen (oder die SKIP-Taste betaetigen :-)), ehe es mit „Bad Bad Levi Brown“ wieder gefälliger weitergeht. Auch die restlichen Titel lassen mit einer Fülle netter Einfälle keine Langeweile aufkommen.

Die einschlägige Journaille ist sich einig, und auch ich finde keinen Grund zu widersprechen: PORTUGAL.THE MAN ist mit ihrem Einstand gleich ein großes Ding gelungen. So dürften die geldklammen Zeiten ohne Dach über dem Kopf wohl endlich zur netten Anekdote in der Bandbio mutieren.

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