
Artist | ROME |
Title | Masse Mensch Material |
Homepage | ROME |
Label | COLD MEAT INDUSTRY |
Leserbewertung |
Gemeinhin wird das dritte Album als wegweisend und entscheidend für die weitere Zukunft einer Band bezeichnet. Ob dies in unserer schnelllebigen Zeit und dann noch im Bereich einer doch recht überschaubaren Musiksparte, mit der wir es hier zu tun haben, allerdings so noch ohne Weiteres Bestand haben kann, wäre sicher eine Überprüfung wert. Ein weiteres ungeschriebenes Gesetz besagt aber auch, dass das dritte Album immer das schwerste sei. Die Sensation des Anfangs ist bis zu diesem Zeitpunkt meistens verbraucht. Zumindest daran müssen sich (sieht man einmal von der Debüt-MCD ab) nun auch ROME messen, die wiederum nicht übermäßig viel Zeit für ihr bereits im August/ September 2007 eingespieltes Drittwerk „Masse Mensch Material“ benötigt haben und im Studio inzwischen offiziell auf 2-Mann-Stärke angewachsen sind. Hinzugekommen ist für „Instruments, Arrangements and Sound-Design“ Patrick Damiani, wie Jerome Reuter ebenfalls gebürtiger Luxemburger und schon mit mehreren Pagan-Metal Bands in Erscheinung getreten, außerdem inzwischen Betreiber des TidalWave Studios in Karlsruhe ist, wo auch MMM entstanden ist.
Größere Sorgen wegen dem Mythos „drittes Album“ brauchen sich ROME angesichts von „Masse…“ aber nicht wirklich machen. Im Wesentlichen sind gravierende Veränderungen zwar ausgeblieben und es ist „nur“ das bisherige (Erfolgs-)Rezept verfeinert worden, das allerdings ist wieder auf eine überzeugende Art und Weise gelungen. Nach einem Ambient-Intro startet „Der Brandtaucher“ mit einem durchdringenden perkussiven Rhythmus gleich ungewöhnlich dynamisch durch und der befreit wirkende, melodische Refraingesang versprüht zudem etwas Erhabenes. Stücke wie „Das Feuerordal“ knüpfen dann nahtlos an den Vorgänger „Confessions d´un voleur d´Ames“ an und spinnen den dort gesponnenen Faden weiter, dessen Fängen man sich ähnlich wie das Insekt aus einem Spinnennetz kaum entziehen kann. Von zuviel einnehmender Schönheit geprägt sind diese Apocalyptic Dark Pop / Dark Folk Kompositionen, die im Falle von „Wir Götter der Stadt“ und „Die Nelke“ noch new-waviger veranlagt sind und dadurch verträumt wirken und düstere Romantik ausstrahlen.
Nicht unerwähnt bleiben soll aber, dass vergleichbare und beileibe nicht schlechte Songs wie „Kriegsgötter“ oder „Neue Erinnerung“ dieses Niveau je nach Sichtweise vielleicht nicht ganz halten können und im Schatten solcher Highlights stehen. Insoweit mag das Schicksal der verbrauchten Sensation hier zutreffend sein. Dafür überraschen zum Ende des Albums hin neben dem eingangs platzierten „Der Brandtaucher“ mit „Die Brandstifter“ und „Wir Moorsoldaten“ zwei weitere ungewöhnlichere Tracks. Während die Brandstifter mit einem energischen Military Rhythmus, orchestralen Klängen und einer „klimpernden“ Keyboard-Melodie für Abwechslung sorgen, bestechen die Moorsoldaten mit einer Ode an die Freiheit bei beklemmender Atmosphäre. Auch wenn es sich nicht, wie man vielleicht denken könnte, um das eigentliche „Moorsoldatenlied“ handelt, das 1933 von Häftlingen des Konzentrationslagers Börgermoor im Emsland, in dem politische Gegner des Nazi-Regimes gefangen gehalten wurden, geschaffen worden ist, so ist dieses Thema vorliegend sicherlich adaptiert worden.
Zum Sound wäre noch festzustellen, dass etwa post-industrielle Klangcollagen aus dem Gesamtsound nahezu verschwunden sind und eindeutig die sanften Töne überwiegen. Gerade in den ruhigeren Momenten ist das Klangspektrum aber z.B. durch vermehrten Bass-Einsatz noch bereichert und vertieft worden. Wie unschwer zu erkennen ist, sind diesmal die Songtitel allesamt prägnant in deutscher Sprache gehalten worden, wenngleich die Texte bis auf einzelne Stellen nach wie vor auf Englisch abgefasst sind. Erstmals enthält die CD auch ein vollständiges Booklet, in das die Texte aufgenommen worden sind. Insgesamt also erneut ein sehr stimmiges Paket, was ROME hier abgeliefert haben. Es würde mich auch nicht wundern, wenn seit September schon wieder fleißig an neuem Material gewerkelt wird. Um ganz ehrlich: Ich habe absolut nichts dagegen…
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