
Artist | ROME |
Title | Nera |
Homepage | ROME |
Label | COLD MEAT INDUSTRY |
Leserbewertung |
“You will not remeber what I show you know…” – Da bin ich aber ganz anderer Ansicht! Nachdem uns das Projekt ROME unlängst mit einer gelungenen EP erfreute („Berlin“), schiebt der Künstler nun bereits das nobel verpackte Langspieler Debüt nach. Leider ganz ohne Booklet, so dass man sich nähere Infos wieder mit detektivischer Spürnase erarbeiten muss. Mittlerweile ist klar, dass hinter ROME ein Herr aus Luxemburg stammt, Jerome Reuter ward er bürgerlich genannt. Woher der gute Mann so plötzlich (?!) den göttlichen Funken Inspiration erfahren hat, sich im Military Avantgarde Pop zu versuchen, weiß ich leider nicht, aber mit Bestimmtheit kann hier von einem Highlight in der diesjährigen CMI-Discographie gesprochen werden. Zwar nicht unbedingt in Punkto Innovation aber ganz bestimmt hinsichtlich der Kreativität.
Von Anfang an durchzieht eine dekadente Atmosphäre die 12 Komposition, die vornehmlich am Rechner entstanden sein dürften. „A Burden of Flowers“ beginnt noch relativ statisch, wenngleich sakral, doch bereits „Reversion“ enthält einige magische Elemente, die sich etwa durch wavige Gitarreneinflüsse und den markant-tiefen männlichen Vocals manifestieren. Der Herr hat keine Angst vor Gesangslinien und ein wenig Pop Appeal. SPIRITUAL FRONT und ORDO lassen natürlich wieder grüßen, auch VON THRONSTAHL in Hinsicht auf Gesang und Samplenutzung, was nichts daran ändert, dass hier ein kleiner Hit entstanden ist. Immer mal wieder unterstützt von markanten aber nicht zu dominanten Samples wird das Album Motto „Nera“ konsequent umgesetzt. Sozusagen das „Schwarze Album“ einer noch schwärzeren Szene. Loops, Pianoklänge, Akustikgitarren, kleine Gesten, die in der Dunkelheit der Nacht verhallen, aber niemals unerhört bleiben. Einsam steht der desillusionierte Liebende an der Front der Herzen, mit einer Kippe im Gesicht und ledergegerbter Haut verflucht er die Romantik, von der er nur einen kleinen Hauch erfahren durfte. Tränen kennt dieser Reisende nicht, nur kurze Schauer der Stille. Doch „This is not a time for Silence“, in diesem Mann stecken Philosoph UND Krieger („Da muss ich wohl etwas autoritär werden“), so dass in „Rape Blossoms“ nicht nur titelmässig wieder militärisches Ambiente vorherrscht. „The Blade unmasked“ verführt ebenso mit interessanten Rhythmuseffekten und repetetiven Elementen, die einen gar hypnotisierend verführen, immer tiefer in das schwarze Nichts einzutauchen, um mit ihm eins zu werden… Der Abschied bei „Les Hirondelles“ fällt schwer, aber im Gegensatz zur perfekt vertonten Schwermut gibt es für den Hörer immer wieder einen neuen Anfang…
Allen anspruchsvollen (Label-)Liebhabern mit Hang zur stillen Exaltiertheit und/ oder „Vorfreude“ auf die anstehende Herbstdepression sei dieses Kleinod unbedingt zu empfehlen, welches Jerome vielleicht nie wieder toppen kann…
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