
Artist | ROME |
Title | Nos Chants Perdus |
Homepage | ROME |
Label | TRISOL |
Leserbewertung |
Es ist immer wieder äußerst beachtlich, was die Herren Reuter/ Damiani allein in den letzten 2, 3 Jahren alles zustande gebracht haben. Mit aktuell fünf Alben sowie 3 EPs in nur 5 Jahren sind die Macher hinter ROME dann aber scheinbar an ihre Grenzen gestoßen, nicht ohne jeden Grund dürfte vor kurzem die zu Spekulationen Anlass gebende Nachricht zu vernehmen gewesen sein, dass sämtliche Aktivitäten vorerst auf Eis liegen und zunächst eine (wohl) unerwartete Auszeit ansteht. So bedauerlich ein etwaiger persönlicher Erschöpfungszustand bei den Protagonisten auch sein mag, umso erfreulicher für alle Fans der Luxemburger ist es dagegen, dass deren neuestes Werk „Nos Chants Perdus“ gerade noch rechtzeitig in Stein gemeißelt (bzw. in Polycarbonat gegossen) werden konnte.
Mit den Jahren sind ROME – wie ein guter Wein – immer weiter gereift und haben insbesondere mit dem Vorgänger „Flowers from exile“ Größe erreicht. Die Bezeichnung „Chanson Noir“ umschreibt ihre Musik inzwischen treffender als je zuvor – nicht nur, weil das diesmal komplett französisch betitelte (aber ganz überwiegend englisch besungene) Liedgut in fünf Kapiteln den Geist der Revolte aufgreift, sondern weil die musikalische Ausrichtung des Duos sich neben dem Folk vermehrt auch am Liedermachergeist des französischen Chansons orientiert. Deutlicher als im Song „La rose et la hache“ kann diese Entwicklung kaum dokumentiert werden.
Der Anteil elektronischer Klänge im Gesamtsound wurde deutlich zurückgefahren und man agiert mit einer breiten, handgemachten Instrumentierung. Neben Gitarre, Bass sowie Drums & Percussion als Grundausstattung finden auch Orgel, Piano, Dulcitone, Akkordeon, Cello, Violine und Berimbau Verwendung. In Stücken wie „Le vertige du vide“ mündet das Zusammenspiel in einer gewissen Leichtfüßigkeit, überwiegend bestimmen aber balladeske Töne das intime Klangbild. Gleich der einnehmende Opener „Les deracines“ vermag mit seiner Magie den Hörer zu betören und zu verzaubern. Zwischen Fragilität und phasenweiser Beschwingtheit pendelnd verkörpern die zwölf Kompositionen Sehnsucht, Wehmut, Hoffnung und Wärme. „Le chatiment du traitre“, der Albumvorbote „L´Assassin“ oder das überaus eingängige „Les iles noires“ stellen dabei Momente voller Schönheit, Anmut und dem Flair vergangener Zeiten dar.
Die wertige Erstauflage im Hardcover-Leinen-Einband und 40-seitigem Booklet mit allen Texten und zahlreichen Fotos rundet den positiven Eindruck von „Nos Chants Perdus“ ab. ROME hinterlassen damit für unbestimmte Zeit ein letztes eindrucksvolles Manifest und befinden sich weiterhin im Epizentrum der modernen Avantgardekultur.
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