
Artist | SAVATAGE |
Title | Poets and Madmen/ Handful of Rain/ Ghost in the Ruins (Re-Releases) |
Homepage | SAVATAGE |
Label | EARMUSIC/ EDEL |
Leserbewertung |
Was will man noch großartig über SAVATAGE erzählen? Längst ist die Band mit epischen Alben wie „Gutter Ballet“ (welches sich der Rezensent, vor einem gefühlten Jahrhundert, blind von seinem Konfirmationsgeld im heimischen Supermarkt gekauft hatte, da das Cover und der Bandname entfernt an Heavy Metal erinnerten) oder „Hall Of The Mountain King“ in die Annalen der Rockgeschichte eingegangen. Seit 1983 firmierte man unter dem Namen SAVATAGE und prägte das gesamte Image des Bombast-Power-Prog-Rocks quasi im Alleingang. Maßgeblich am Erfolg natürlich mitbeteiligt: Jon Oliva, dessen charakteristische Stimme den Songs (die größtenteils vom Produzenten Paul O’Neill geschrieben wurden) den Gänsehautfaktor gab. Genauso wichtig natürlich Bruder Chriss Oliva an der Gitarre, der 1993 leider aufgrund eines Autounfalls verstarb…
Seit geraumer Zeit veröffentlicht EarMusic alle Full-Length-Alben (wobei die chronologische Reihenfolge außer Kraft gesetzt wurde) in netten Digipacks zu einem fairen Kurs, die aneinandergereiht den Schriftzug im Regal erstrahlen lassen. Zu jedem Release gibt es zwei Neuinterpretationen von SAVATAGE-Klassikern, die Jon Oliva 2011 alleine am Keyboard eingespielt hat. Weiterhin gibt es noch erklärende Worte vom Mastermind im Booklet, welche ebenfalls sehr erhellend sind, ein neues Mastering wurde bei allen Alben nicht vorgenommen, aber besser den Originalcharme konservieren, als billig dem Loudness War Tribut zollen… Mit den vorliegenden drei Alben geht der Re-Release-Marathon langsam zu Ende („Hall Of The Mountain King“ sowie „Live In Japan“ sind kurz vorher ebenfalls erschienen), lediglich das Best-Of „From The Gutter To The Stage“ wird noch erscheinen (auch wenn dieser Release kaum Sinn macht, wurde doch schon 2010 eine neue, opulentere Best-Of namens „Still The Orchestra Plays“ veröffentlicht)…
Da die Klassiker jetzt schon alle auf dem Markt sind, sind bei vorliegenden Releases vor allem Fans und Komplettisten gefragt. Musikalisch am wertvollsten ist sicherlich „Ghost In The Ruins“, da hier ein Feuerwerk an Hits gezündet wird, die zudem von Olivas unglaublichen Vocals und der guten, nicht zu glatten Produktion, befeuert werden. Am wichtigsten ist natürlich der Umstand, dass Chriss Oliva hier gehuldigt wird, der auf allen Tracks (die von 1987 bis 1990 live aufgenommen wurden) an der Gitarre zu bewundern ist… Dieses Album erschien 1995, ebenso wie „Live In Japan“, „From The Gutter To The Stage“ und „Dead Winter Dead“, ein ereignisreiches Jahr also…
Ein Jahr vorher hingegen erblickte „Handful of Rain“ das Licht der Welt, hier mit Zachary Stevens am Mikro, der alle Alben von 1993 bis 1998 einsang, da Jon Oliva sich auf andere Projekte konzentrieren wollte. Da inoffiziell bekannt ist, dass der instrumentale Teil fast alleine von Jon Oliva eingespielt worden ist, kann es mit dem Abstand zur Band nicht weit hergewesen sein… Dementsprechend gutklassig ist „Handful Of Rain“ dann auch geworden, der Opener „Taunting Cobras“ ist regelrecht heavy, „Chances“ hingegen bombastischer, vielschichtiger Edel-Prog. Thematisch dreht sich vieles um den Verlust von Chriss Oliva, daher ist es also kein Wunder, wie düster das Album im Endeffekt ausgefallen ist…
„Poets and Madmen“ aus dem Jahre 2001 ist schließlich das letzte offizielle Album der Band, nach 10 Jahren wieder das erste mit Jon Oliva am Mikro. Leider hat dessen Reibeisenstimme über die Jahre gelitten, so dass das ganz große Gesangskino nicht mehr erreicht wird. Da die 2000er erreicht sind, klingt auch die Produktion schon leicht steril und auch die Kompositionen reißen keine großen Bäume mehr aus. In den Liner-Notes sieht Jon Oliva das ganz anders, meint, das Album hätte „a lot of cool songs“ und erklärt „Morphine Child“ gar zu einem seiner All-Time-Favoriten. Ganz unrecht hat er nicht, andere Bands würden sich sicherlich den Kopf zerbrechen, um ein ähnliches Album hinzubekommen, aber irgendwie ist die einzigartige „Stimmung“ von SAVATAGE dahin. So blieb es letztendlich auch bei diesem abschließendem musikalischem Statement und Mr. Oliva drehte letztendlich mit seinem TRANS SIBERIAN ORCHESTRA komplett durch, beruhigte aber mit JON OLIVA´S PAIN die Gemüter wieder ein wenig…
Alles in Allem macht sich der komplette Output dieser Ausnahme-Band natürlich formidabel in jedweder ernst zu nehmenden Rock-Sammlung! Aber ein Wort zur Warnung: Es sollte einen nicht wundern, wenn demnächst alle Alben noch mal in einem schönen Schuber erscheinen würden. Dies wäre ein Schlag in das Gesicht des pflichtbewussten Sammlers, aber bei der heutigen Mentalität der Plattenfirmen, ist dies ein nicht allzu weit hergeholter Gedanke…
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