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SCHANDMAUL - Artus (2CD)

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Artist SCHANDMAUL
Title Artus (2CD)
Homepage SCHANDMAUL
Label UNIVERSAL
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Auf den ersten Blick haben SCHANDMAUL ein Luxusproblem: Die Erwartungshaltung gegenüber ihrer neuen Langrille „Artus“ ist hoch. Für dessen Vorläufer „Traumtänzer“ (2011) und „Unendlich“ (2014) gab es jeweils bereits Gold, während der direkte Vorgänger „Leuchtfeuer“ aus 2016 sich ebenfalls auf dem besten Weg zum Edelmetall befindet und erstmals in der 21-jährigen Bandgeschichte auf den ersten Platz der deutschen Longplay-Charts kletterte.

Doch bei genauerer Betrachtung gehen die Mittelalter-Folk-Rocker aus München auf ihrem zehnten Studio-Output derart unbeschwert zur Sache, als ob keinerlei Druck auf ihren Schultern gelastet hätte. Bereits die Eröffnung mit „Meisterdieb“ erweist sich als kluger Schachzug. Schlagzeug und Sackpfeife simulieren im Intro erfolgreich einen Elektro-Loop und gehen dann in eine von rhythmischen Gitarren unterstützte Melodielinie über. SCHANDMAUL spielen in diesem Song gekonnt all ihren Stärken aus, während sich der Text als spannende Vignette mit dem eponymen Protagonisten als Erzähler erweist. Sänger und Bandmitbegründer Thomas Lindner hat sich längst zu einem grandiosen Geschichtenerzähler entwickelt, der es scheinbar mühelos schafft, Weltliteratur wie Herman Melvilles „Moby Dick“ in dem finalen, durchaus bombastisch geratenen Stück „Der weiße Wal“ in wenigen Minuten in seiner Essenz zu erfassen. Doch auch musikalisch stiehlt der „Meisterdieb“ die Herzen, indem der Mid-Tempo-Rocker mit einer bestechenden Drehleier aufwartet. Ebenso wie bei der folgenden Gute-Laune-Nummer, bei der die studierte Musikerin Birgit Muggenthaler-Schmack einmal mehr mit ihren Künsten brilliert, fällt auf, wie sich die alten Instrumente dem Song unterordnen, statt als Selbstzweck zu hausieren. Dass dieser Feelgood-Track ausgerechnet auf den Namen „Der Totengräber“ hört, unterstreicht den ausgeprägten Humor des Sextetts, das sich mit „Artus“ musikalisch wie textlich wieder ein wenig mehr in Richtung seiner Mittelalter-Wurzeln bewegt. So werden insbesondere die Fans der ersten Stunde ihre Freude am munteren „Vagabunden“ und der ganz speziellen Märchenstunde haben, die SCHANDMAUL mit dem „Froschkönig“ abhalten. Derweil präsentiert sich das temperamentvolle „Auf und davon“ ebenso wie das knackige „Die Oboe“ eine Spur rockiger, bevor das instrumentale „Chevaliers“ die Pfeifen und Dudelsäcke in den krachenden Mittelpunkt rückt – ganz klar mein Favorit! Dann ist da ja auch noch „Der Kapitän“, der mit Violinen verbrämt so etwas wie die mittelalterliche Folk-Antwort auf SANTIANO ist. Wobei es auch die Bajuwaren verstehen, ihrem Song einen maritimen Touch und ausreichend Wumms zu verpassen. Es folgt die „Artus“-Trilogie mit den Liedern „Die Tafelrunde“, „Der Gral“ und „Die Insel“, die allesamt deutlich getragener ausgefallen sind.

In der Special Edition gibt es diese Trilogie zudem noch unter der Bezeichnung „Camelot“ im opulenten orchestralen Gewand mit knapp 25 Minuten Spielzeit auf einem zweiten Tonträger Damit empfehlen sich SCHANDMAUL sogleich als Lieferant für den Soundtrack zur nächsten Verfilmung der Artus-Sage, denn die instrumentalen Melodien bringen eindeutig die nötige Dramatik und mediävale Verbundenheit mit, um bei einem solchen Thema für die musikalische Untermalung zu sorgen. Im Übrigen hat der Sechser mit seinem jüngsten Streich „Artus“ zweifellos alles richtig gemacht und somit sollten auch die Erwartungen zumindest der meisten Fans locker erfüllt sein. Ich wüsste zumindest nicht, was in dieser Konstellation gegen eine hohe Chart-Platzierung sprechen sollte.

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