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SCHANDMAUL - Leuchtfeuer

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Artist SCHANDMAUL
Title Leuchtfeuer
Homepage SCHANDMAUL
Label UNIVERSAL
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Das Mittelalter ist nicht tot zu kriegen. Nicht nur, dass SAT1 mit „Die Ketzerbraut“ den nächsten Iny-Lorentz-Schinken verfilmen will, auch die Mittelälter-Märkte boomen ungebrochen und damit auch die Musik dieser vermeintlich romantischen Epoche. Seit nunmehr 18 Jahren gehören dazu auch die Mittelalter-Folk-Rocker von SCHANDMAUL, die jüngst ihr neuntes Studio-Album „Leuchtfeuer“ rausgebracht haben.

Gerade mal volljährig geworden, hadern die Bayern auf „Ich werde alt“ mit den Zipperlein, die sich langsam aber sicher einstellen – insbesondere bleiben die abendlichen Trinkgelage am nächsten Tag nicht mehr ganz so folgenlos und auch das Haar wird inzwischen unübersehbar dünner. Musikalisch ist sich der Sechser aber auch zwei Jahre nach seinem vergoldeten Top-2-Album „Unendlich“ treu geblieben. Wobei man dieser Tage vielleicht ein bisschen mehr auf die Kacke haut, denn das eröffnende „Orleans“ startet als gewaltige Hymne und ist nach eigener Aussage des SCHANDMAUL-Fronters Thomas Lindner „unser bombastischster Song aller Zeiten”. Wie ein Heer lässt die Band sage und schreibe 110 Instrumente im Eröffnungsstück über die legendäre Jeanne D’Arc losschlagen. Nachdem Hörner, Posaunen, Trompeten und mehr als einem ganzen Streichorchester voll mitreißendem Übermut und voller Entschlossenheit fordern: „Steh auf, nimm das Schwert, kämpfe, wofür es sich zu kämpfen lohnt.”, skandieren die Spielleute gleich darauf  gutgelaunt „Heute bin ich König“ und drehen damit allen Neidern und Widrigkeiten eine lange Nase. Ein temperamentvolles Trinklied wie „Jack O’Lantern“ darf natürlich ebenso wenig fehlen die tragische, aber wahre Geschichte des bayerischen Räubers Kneißl, der durch unglückliche Umstände in die Kriminalität und schließlich aufs Schafott getrieben wurde, obwohl er doch eigentlich nur nach Amerika wollte („Schachermüller-Hiasl“). „An deiner Seite“ und Freunde“ sind stilistisch ganz unterschiedliche Lieder über die Freundschaft und Liebe, denn natürlich gibt es auch anno 2016 bei SCHANDMAUL laute und leise Momente. So präsentiert sich der Herr der Wellen“ auch mit rauen Gitarren, während das nachfolgende „Tjark Evers“ über einen realen Bewohner der Insel Baltrum, der am 23.12.1866 im Nebel fälscherlicherweise auf einer Sandbank und nicht am Strand abgesetzt wurde und in der auflaufenden Flut ertrank, leisen Piano- und Streicher-Klängen den Vortritt lässt. Seine letzten Gedanken hatte der Navigationsschüler damals für seine Familie aufgeschrieben und in eine Zigarrenkiste gelegt, die tatsächlich gefunden wurde.

So vereinen SCHANDMAUL einmal mehr ruppige Wirtshaus-Gröler mit mittelalterlichem Gefiedel und ruhigen Momenten, bei denen Dudelsack & Co. selbstredend trotzdem nicht fehlen dürfen. Das „Leuchtfeuer“ strahlt hell und weit sichtbar, deshalb bin ich mir sicher, dass es nicht lange dauern wird, bis auch diesem Silberling Gold zuteil wird.

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