SCHANDMAUL - Mit Leib und Seele

Musiker brauchen Ideen. Um gute Ideen zu haben, brauchen sie Inspiration. Um die zu bekommen, mag man sich abgedrehte Sachen ausdenken – aber was läge für Spielmänner des Mittelalters näher, als sich gedanklich und örtlich dem Mittelalter nahe zu bringen? So zogen sich sechs SCHANDMÄULER zwei Wochen auf die Runneburg in Thüringen zurück. Und es klappte: Das nunmehr sechste Studioalbum von SCHANDMAUL liegt vor. Nach „Kunststück“ musste auch etwas kommen, das „nachlegte“, denn „Kunststück“ war ein ziemlich großer Wurf und ließ hoffen, dass SCHANDMAUL sich weiterhin einiges einfallen lassen würden.

Und „Mit Leib und Seele“ sind sie dabei gewesen, das merkt man bei diesem Album sehr deutlich. Insgesamt bringt es mehr musikalische Tiefe mit als die Alben vor „Kunststück“. Die Themen der Texte sind weiterhin sehr „mittelalterlich“, allerdings insgesamt wesentlich ernster als man bisher gewohnt war. Alles, was man als vielleicht typisch für das Mittelalter ansehen könnte, ist vertreten: Von Kriegen, heimlicher oder öffentlich bekannter Liebe, Tod und Freiheit wird gesungen. Nur eines fehlt ein wenig: Das wilde Feiern. Das nimmt dem Album allerdings keineswegs die Lebendigkeit, wie man vielleicht vermuten könnte. Viele der Songs sind eben solche Ohrwürmer, die man schon vorher von SCHANDMAUL kannte, wie „Feuertanz“ oder „Die Tür in mir“. Aber auch ernste, ruhige Stücke sind vertreten, hier ist beispielsweise „Abschied“ zu nennen. Alle Kompositionen haben jedoch zwei Dinge gemeinsam: Die „Mittelalterbande“ bringt mehr musikalische Elemente ein als vorher, Thomas bedient sich melodischerer Gesangparts und kommt besser „durch“, als je zuvor. Durch die streckenweise härtere und nicht mehr immer nur beschwingt-fröhliche musikalischen Untermalung (besonders fällt dies bei „Der Untote“ auf) schaffen es die Süddeutschen mit diesem Album, ihren Stil weiter zu verfeinern.

Allen treuen Fans sei aber gesagt: SCHANDMAUL verlassen ihre musikalischen Pfade nicht so weit, dass man gar von einem Stilwechsel sprechen könnte. Dazu sind sie sich selbst zu treu, Anna, Birgit und die anderen sind mit allen immer wieder gern gehörten Instrumenten an vorderster Front dabei. Dennoch ist „Mit Leib und Seele“ ein „Seitenschritt“ in die richtige Richtung. Als Plus obendrauf gibt es ein sehr kreativ gestaltetes Booklet – sehenswert.

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