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SCHANDMAUL - Traumtänzer

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Artist SCHANDMAUL
Title Traumtänzer
Homepage SCHANDMAUL
Label FAME RECORDINGS
Leserbewertung
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7.9/10 (22 Bewertungen)

Nach Jahren unermüdlichen Musizierens hatten sich die sechs Schandmäuler eine Pause verordnet, und eineinhalb Jahre lang blieb es ungewöhnlich still. Keine neue CD, vor allem aber auch keine Konzerte: Stattdessen stand kollektives Aufladen der Batterien an, was nach zehn Jahren Auftrittsmarathon wohl auch angezeigt war.

Wie „Traumtänzer“ nun zeigt, hat diese Auszeit allen Beteiligten gut getan, und die Münchner Band präsentiert sich wieder richtig spielfreudig und frisch. Dabei sind SCHANDMAUL ihrer Richtung treu geblieben; „Traumtänzer“ ist sauber gespielter Folkrock mit reduzierter Mittelalternote und besticht vor allem durch die ausgesprochen abwechslungsreichen Songs. Die Palette reicht von der romantischen Ballade über traditionell gehaltene Folksongs bis hin zu kantigen Metal-Anleihen. Besonders gelungen ist das dynamische „Pakt“ mit seiner Zigeunergeige, das sicherlich zu den Highlights künftiger Konzerte zählen wird, und „Goas Traum“, in dem Dudelsack und Stromgitarre schön krachig zur Sache gehen – ein Song, der übrigens von Wolfgang Hohlbeins Roman „Infinity – Der Turm“ inspiriert wurde, dessen Bilderwelt gut zu SCHANDMAUL passt.

Die erzählt ansonsten vor allem in altertümlich anmutender Sprache märchenhafte Geschichten, von gestrandeten Schiffen, Teufelspakten oder einfach nur von der Liebe und SCHANDMAUL ist dabei hoch anzurechnen, dass sie sich deutliche Mühe geben, die ansonsten in der Branche weit verbreiteten Sterne-Ferne-Reime zu vermeiden. Punktabzug gibt es für die Idee, einen Song über die erotische Anziehungskraft einer Vampirfrau „Bis zum Morgengrauen“ zu nennen… Ingesamt würde man sich jedoch manchmal ein bisschen mehr ehrlichen Dreck wünschen – „Traumtänzer“ ist eine sehr saubere, ordentliche, äußerst zivilisierte Angelegenheit. Der Spaziergang durch die alten Zeiten, in denen es noch Alchemisten, Hexen und Dichter auf Wanderschaft gab, findet auf gut markierten, sauber gepflasterten Wegen statt. Zu entdecken gibt es dabei durchaus einiges, und sowohl bei den Texten als auch bei der Musik haben SCHANDMAUL große Sorgfalt walten lassen. Trotzdem wäre es bei all den vielen geküssten Rosen und der Sehnsucht nach dem Licht zwischendurch erfrischend, wenn es öfter mal einen kleinen wilden Ausbruch, eine Unbeherrschtheit, eine Unvollkommenheit gäbe. So wie ganz kurz am Anfang, der wilde Ritt, der den Hörer unter Vinylknistern auf „Traumtänzer“ einstimmt. Der martialische Text von „Schwur“ könnte beispielsweise noch einen Tupfer Härte mehr vertragen, als das treibende Schlagzeug allenfalls andeutet.

Aber schließlich lässt sich auch die nörglerische Kritikerseele von epischen Balladen wie „Halt mich“ beschwichtigen, spätestens in dem Augenblick, in dem sich Geige und Leadgitarre ganz gefühlvoll ein Solo teilen. Und für romantische Folkfreunde, die sehnsuchtsvolle Fiedeln und Dudelsäcke mögen und einen schönen Soundtrack für den Ausstieg aus dem Alltag suchen, hat „Traumtänzer“ sowieso eine Menge zu bieten.

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