
Artist | SCORPIONS |
Title | Humanity – Hour I |
Homepage | SCORPIONS |
Label | SONYBMG |
Leserbewertung |
“Es gibt eine Menge Leute, die sagen, das klassische Konzeptalbum sei tot. Wir sehen das anders und schwimmen mit unserer neuen CD daher wieder einmal gegen den Strom.“ spricht der Schenker Rudolf und ignoriert dabei mal wieder völlig Bands wie COHEED AND CAMBRIA, PORCUPINE TREE, DREAM THEATER, SPOCK’S BEARD oder MY CHEMICAL ROMANCE, von denen jede mindestens 1 Konzeptalbum in den vergangen 24 Monaten vorgelegt hat. Man kann das jetzt arrogant schimpfen, ich nenn das einfach Desinteresse am Musikgeschehen, man hat ja auch damit zu tun, den neuen Mercedes zu bestellen. Ich bewundere Künstler wie Bowie oder Peter Gabriel, die es immer wieder schaffen, trotz fortschreitenden Alters und wechselnden Mode Stils, innovativ zu sein. Praktisch auf dem Zahn der Zeit, da sie sich wirklich dafür interessieren, was wortwörtlich abgeht und sich nicht in Ihrem Elfenbeinturm einmauern.
Herrn Schenkers Aussage war einfach naiv, ähnlich wie Klaus Meines Englisch irgendwie nach Volkshochschule 5. Stunde klingt, aber genug der Lästereien über unseren Altkanzler-Freund, es gilt das neue Album der Skorpione „Humanity – Hour I“ zu bewerten und wer nach diesen lasterhaften Worten einen Verriss vermutet, soll sich getäuscht sehen. Das Album ist simpel gesagt absolut zeitgemäß und lässt keine Wünsche offen. Abgesehen davon, dass uns diese CD auf jedem Motorradtreffen Ü 40 (gibt’s das schon ???) zusammen mit DEEP PURPLEs „Smoke on the Water“ um die Ohren gefegt werden wird, ist es ein Album voller Höhepunkte geworden, was nicht zuletzt der Verdienst von Desmond Child ist, welcher solchen „NoNames“ wie BON JOVI, ALICE COOPER, MEAT LOAF oder KISS dabei behilflich war, Alben zu kreieren.
Der Silberling ist durchsetzt mit Höhepunkten, Ohrwürmern und knallhart kalkulierten Hooklines. Ein Album, welches bereits beim ersten Hören zündet. Hier wird kaum Zeit verschwendet, zu erklären, wer man ist. Es sind ganz einfach die SCORPIONS. „Hour 1“ stellt die dunkle Atmosphäre des Werkes dar, in einer Welt, in der „Mensch“ als kalkulierte Projektion von Maschinen erscheint, wo Schicksale vorbestimmt sind und Technik gottgleichen Stellenwert besitzt. Gefühle sind nicht berechenbar und daher unwesentlich. („Wir sind BORG“). Zwar neigen die Herren zum Selbstzitat, aber wer ein experimentelles Free Jazz Album erwartet hat, sollte seinen Plattendealer verklagen. Songs „We were born to fly“ oder „You’re lovin me to death“ hätten schon in den 80igern auf einem Album stattfinden können, während man bei „321“ meint, die BLACK LABEL SOCIETY spiele Sound Police.
Natürlich ist dieses Album hier und da überladen, aber ich hab nichts gegen Geigen und Orchester, wenn sie solche Songs wie “Love will keep us alive“ veredeln. Ein Samenzieher der ersten Güteklasse, ähnlich wie“ Your last Song“, dessen Chorus ein kleines uncooles Tränchen verdrücken lässt, jedoch würde es nicht funktionieren, wenn das Rohmaterial Musik schlecht wäre, und das ist es nicht. Wenn auch viele, viele Effekte vorherrschen, die Chöre teilweise unübersteigbar erscheinen, so sind sie immer auch nur das add on zum SCORPIONS Sound. Dies Album steht qualitativ auf Augenhöhe mit Ozzys „Black Rain“ oder Megadeths „United Abominations“, obwohl nicht sonderlich innovativ, kann man die Selbstzitate bei einer solchen Band nicht nur verzeihen, nein, man freut sich darüber, wie über ein Wiedersehen mit einem guten Freund, auch wenn in Interviews immer noch versucht wird, mit Anglizismen wie ein Twen mit World Credibility zu wirken.
Hinterlassen Sie einen Kommentar.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.